Ende der Niedrigzinspolitik Fed schaltet "von Geduld auf Panik"
26.01.2022, 12:24 Uhr
Die Sorge vor einem abrupten Ende der lockeren Geldpolitik hat die Börsen erschüttert.
(Foto: REUTERS)
Wie groß die Unsicherheit vor dem anstehenden Ende der Niedrigzinspolitik in den USA ist, zeigt sich an den Börsen. Die Aktienmärkte weltweit sind in den vergangenen Tagen eingebrochen. Heute Abend könnte die Notenbank Fed für mehr Klarheit sorgen.
Die Zinswende in den USA ist keine Frage mehr des ob, sondern nur noch des wann, wie und wie schnell. Die ultraniedrigen Leitzinsen und die üppige Liquiditätsversorgung der Wirtschaft sollen enden, und heute erwartet der Finanzmarkt von der US-Notenbank Federal Reserve entscheidende Signale, wie das geschehen soll. Die Diskussion auf der geldpolitischen Sitzung kreist wohl vor allem um die Frage, wie kräftig der Preis des Geldes steigen muss, um die Inflation zu zügeln.
Der Leitzins liegt derzeit in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent. Die Fed hat ihre Kehrtwende weg von den Hilfsprogrammen gegen die Corona-Krise und hin zu einer strafferen Geldpolitik bereits eingeleitet. Monatliche Wertpapierkäufe von bis zu 120 Milliarden US-Dollar (rund 106 Mrd Euro), um Finanzmärkten Liquidität zu verschaffen und die Konjunktur zu stützen, sollen nach einer Drosselung im März auslaufen.
Damit wäre US-Notenbankchef Jerome Powell zufolge der Weg für eine erste Zinserhöhung im Grundsatz frei. Schon Mitte Januar hatte Powell erklärt, nach Abschluss der Anleihekäufe sei es Zeit, "den Leitzins im Lauf des Jahres zu erhöhen". Anschließend soll auch rasch die durch Krisenprogramme angeschwollene Bilanz der Fed abgebaut werden, was den Märkten weiter Liquidität entziehen würde. Powell zufolge könnte das sogar noch rascher geschehen, als das bei früheren Gelegenheiten passierte. Denn die US-Wirtschaft wächst derzeit schnell, die Arbeitslosigkeit ist niedrig und die Inflation besorgniserregend hoch.
"Erstaunliche 180-Grad-Wende"
Viele Ökonomen befürworten daher eine solche deutliche Straffung der Geldpolitik. Weitere Wertpapierkäufe seien "schwer oder unmöglich zu rechtfertigen" und sollten "sofort beendet werden", forderte etwa Ökonom und Investor Mohamed El-Arian.
Die Geschwindigkeit, mit der Fed-Chef Powell seinen geldpolitischen Kurs geändert hat, verwundert manche Beobachter dennoch. Denn lange hatte die Notenbank das Inflationsrisiko unterschätzt und von einer "vorübergehenden" Teuerung durch Sonderfaktoren in der Corona-Krise gesprochen. Nun lege die Fed eine "erstaunliche 180-Grad-Wende" hin "von Geduld zu Panik", twitterte Ökonomin und Notenbankberaterin Diane Swonk.
Welche Folge solche abrupten Kurswechsel der Notenbank haben kann, war in den vergangenen Tagen an den Aktienmärkten zu beobachten. Die Börsenkurse sind weltweit teilweise dramatisch eingebrochen. Anleger erhoffen sich nun, dass die Fed für Klarheit über ihren Kurs und damit für Stabilität sorgt.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa