Wirtschaft

"Falls es keine neuen Risiken gibt" Fed steht für Zinserhöhung 2016 bereit

Wann ist die Zeit reif für den nächsten Zinsschritt?

Wann ist die Zeit reif für den nächsten Zinsschritt?

(Foto: REUTERS)

Die US-Notenbank hat wie erwartet nicht an der Zinsschraube gedreht. Doch was nicht ist, kann noch werden. Fed-Chefin Yellen signalisiert politische Unabhängigkeit. Trotz Präsidentschaftswahl sei ein Zinsschritt im November möglich.

Die US-Notenbank hat die erste Zinserhöhung in diesem Jahr wie erwartet weiter hinausgezögert. In einer intern umstrittenen Entscheidung beließ sie den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld vorerst in einer Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent.

Zugleich signalisierte Fed-Chefin Janet Yellen aber, dass ein Zinsschritt in diesem Jahr immer noch möglich ist: "Falls keine neuen großen Risiken hinzukommen und alles auf Kurs bleibt", fügte sie allerdings hinzu. Yellen betonte, dass sogar das wenige Tage vor der Wahl im November anberaumte nächste Fed-Treffen eine Entscheidung bringen könne. Die Beratungen der Zentralbank würden nicht von politischen Überlegungen beeinflusst, hob die hervor.

Insgesamt bleibt die Fed damit bei ihrer Politik, die Zinsentscheidung von der Datenlage und den Rückmeldungen von der US-Konjunktur abhängig zu machen. Grundsätzlich ist die Notenbank mit dem Verlauf der amerikanischen Konjunktur zufrieden. In ihrem Begleittext zum Zinsentscheid zeichnete sie ein relativ positives Bild.

Der Arbeitsmarkt habe sich kontinuierlich verbessert und auch die Wirtschaft ziehe an, heißt es da. Dennoch habe sich die Fed "vorerst" gegen eine Erhöhung entschieden. Zuvor wolle sie Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und stabilen Preisen sehen. Das erste Ziel sei praktisch erreicht. Doch bei der Inflationsrate sei die Fed noch immer ein gutes Stück von der angestrebten Teuerungsrate von zwei Prozent entfernt. Dies sei beim Zinsentscheid mit ins Kalkül genommen worden, betonte Yellen. Die Notenbank sei weiter bestrebt, ihr Inflationsziel zu erreichen.

US-Wahl wirft Schatten voraus

Dass die Währungshüter heftig mit der Entscheidung gerungen haben, zeigt das Abstimmungsergebnis: Drei waren für eine sofortige Erhöhung, wurden jedoch von sieben Kollegen überstimmt. Ökonomen und Börsianer hatten im Vorfeld mit dem Beschluss gerechnet - auch weil das Bild der robusten US-Konjunktur zuletzt leichte Risse bekommen hatte. Daneben hatte aber auch die Tatsache, dass die Notenbank mit ihrer Zinsentscheidung in den US-Wahlkampf geraten ist, Beobachtern zu denken gegeben.

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hatte Yellen erst kürzlich vorgeworfen, den Leitzins auf Anweisung des demokratischen Präsidenten Barack Obama künstlich niedrig zu halten. Die Fed-Chefin wollte sich nicht zum US-Wahlkampf äußern. Der nächste US-Präsidenten wird am 8. November gewählt. Die US-Notenbank tagt am 2. und 3. November.

Insgesamt wächst die Zahl derer, die mit einem Zinsschritt im Dezember rechnen - wenn die US-Präsidentschaftswahl gelaufen ist. Doch auch davon sind nicht alle überzeugt. Laut der Experten der HSBC wird die US-Wirtschaft in diesem Jahr nicht mehr die nötige Dynamik entwickeln, um eine Mehrheit der Notenbanker im FOMC von einer Anhebung der Schlüsselzinsen zu überzeugen. Sie rechnen mit einer Normalisierung der Geldpolitik erst Mitte kommenden Jahres.

Die Fed hatte ihre Zinswende im Dezember vergangenen Jahres eingeläutet. Entgegen den Erwartungen ist es bislang bei diesem einzigen Zinsschritt geblieben. An den US-Börsen kam die Aussicht auf eine anhaltende Versorgung mit billigem Geld gut an: Die Kurse legten deutlich zu.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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