Wegen globaler Turbulenzen Fed traut sich nicht an Zinsanhebung ran
08.07.2015, 21:06 Uhr
Hinter den dicken Mauern des Fed-Gebäudes in Washington wird gegrübelt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wann vollzieht die US-Notenbank die Zinswende? Der Fed-Offenmarktausschuss trifft bei seiner jüngsten Sitzung dazu keine klare Aussage. Nach wie vor ist das US-Wachstum zu fragil. Dazu kommen viele internationale Probleme.
Die Sorgen um die weltweiten Turbulenzen und die Schwachstellen in der heimischen Wirtschaft haben auf dem vergangenen Treffen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank im Juni eine große Rolle gespielt. Diese Bedenken könnten dazu führen, dass die Federal Reserve länger abwartet, bis sie die erste Zinsanhebung vornehmen wird.
"Während die Teilnehmer generell die Risiken für die Projektionen der wirtschaftlichen Aktivität und den Arbeitsmarkt als ausbalanciert ansahen, nannten sie eine Reihe von Gründen, die zur Vorsicht beim Ausblick führten", sagt die Fed in ihrem Protokoll der Sitzung vom 16. und 17. Juni. Zu den genannten Bedenken gehörten dem Protokoll zufolge die "Unsicherheit, ob Griechenland mit seinen Geldgebern zu einer Vereinbarung kommt sowie das zu erwartende Wachstumstempo im Ausland, vor allem in China und anderen Schwellenländern." Die Vertreter äußerten auch Sorgen wegen der flauen US-Verbraucherausgaben.
Seit dem Treffen konnte Griechenland eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht leisten und der chinesische Aktienmarkt ist ins Trudeln geraten - Entwicklungen, die die Vorsicht der US-Notenbank noch steigern dürften. Die Fed-Vertreter wussten zum Zeitpunkt der Sitzung aber, dass Griechenland sich in einer kritischen Phase befindet, was die Verhandlungen mit den Geldgebern anlangt. "Viele Teilnehmer äußerten die Sorge, dass ein Scheitern der Verhandlungen von Griechenland mit seinen Gläubigern zu Störungen in den Finanzmärkten der Eurozone und zu einem Übergreifen in die USA führen könnte."
Optionen offen gelassen
Die Ratsmitglieder gingen im Juni mit der Aussage aus dem Treffen, dass die erste Zinserhöhung seit fast einer Dekade frühestens ab September gerechtfertigt sei. Das Protokoll gibt gleichwohl wenig Aufschluss über die Art und Weise der hinter den Kulissen geführten Diskussionen über den Start der Zinserhöhungen. Stattdessen bleiben die Investoren nach der Lektüre des Protokolls ratlos zurück, wann die Fed denn nun handeln wird. Bevor es soweit sei, bräuchten die Fed-Vertreter "zusätzliche Informationen, die signalisieren, dass das Wirtschaftswachstum zunimmt, sich die Bedingungen am Arbeitsmarkt weiter verbessern und die Inflation sich wieder in Richtung des Ziels" von 2 Prozent bewege.
Damit hat sich die Zentralbank ihre Optionen gewissermaßen offen gelassen. Obwohl der Ausblick auf die Weltwirtschaft unsicher sei und sich ändere, verwiesen Ratsmitglieder auf Erholungsanzeichen in der Binnenwirtschaft als Anlass, die Zinsen dieses Jahr anzuheben. Mehrere Mitglieder seien zu dem Schluss gekommen, dass die Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt bereits beseitigt seien, andere meinten, dass das zum Jahresende der Fall sein werde. Einige gaben ihre Befürchtungen zu Protokoll, dass die Fed zu abrupten Zinserhöhungen gezwungen sei, wenn sie jetzt zu lange wartet. Das wiederum könnte zu Instabilität an den Finanzmärkten führen.
Das nächste Fed-Treffen ist am 28. und 29. Juli, aber die Aufmerksamkeit der meisten Fed-Beobachter richtet sich auf eine mögliche Zinserhöhung bei der Sitzung am 16. und 17. September.
Quelle: ntv.de, wne/DJ