Wirtschaft

Monopol der Staatsbahn endet Frankreichs neue Bürgerbahn macht Druck

Bahnreisende in Frankreich bekommen bald neue Zugverbindungen geboten: Die Staatsbahn SNCF muss seit Dezember 2020 Konkurrenz zulassen.

Bahnreisende in Frankreich bekommen bald neue Zugverbindungen geboten: Die Staatsbahn SNCF muss seit Dezember 2020 Konkurrenz zulassen.

(Foto: picture alliance / AP Photo)

Die französische Staatsbahn setzt seit Jahren auf Hochgeschwindigkeit mit dem TGV. Kleinstädte werden abgehängt, Querverbindungen jenseits von Paris gestrichen, Bahnhöfe geschlossen. Eine neue Bürgerbahn will dem Zugverkehr nun die Fläche zurückerobern.

In Frankreich geht eine als Kooperative organisierte Bürgerbahn an den Start, die von der Staatsbahn SCNCF vernachlässigte Regionen mit eigenen Zügen verbinden möchte. Das Umweltministerium in Paris erteilte der Bahngesellschaft Railcoop die Betriebserlaubnis. Grundlage ist die im Dezember 2020 erfolgte Öffnung des innerfranzösischen Personenzugverkehrs für die Konkurrenz. Als erste Verbindung möchte Railcoop ab Juni nächsten Jahres wieder direkte Züge auf der Querverbindung zwischen Lyon und Bordeaux anbieten, die von der SNCF 2014 eingestellt wurden. Weitere Verbindungen von Thionville nach Lyon und von Rennes nach Toulouse sind bereits in Planung.

"Mit Railcoop tun sich zum ersten Mal Bürger, Eisenbahner, Firmen und Kommunen zusammen, um der Bahn neues Leben einzuhauchen", sagte Railcoop-Direktor Nicolas Debaisieux. Dabei gehe es darum, sich dem Rückzug der Bahn aus der Fläche entgegenzustellen. In den letzten zehn Jahre habe die Bahn in Frankreich 19 Prozent ihrer Personenbahnhöfe geschlossen, insgesamt 644 Haltestellen. Über 1000 Kilometer Strecke seien seit 2015 stillgelegt worden. Statt in neue Schnellstrecken zu investieren, müsse die bestehende Infrastruktur besser genutzt werden. Die Bahn schütze das Klima und die Umwelt.

Auch aus dem Ausland gibt es frischen Wind

Die als gemeinnützige Genossenschaft organisierte Bahngesellschaft hat bereits 8278 Mitglieder, darunter Gebietskörperschaften, Kommunen sowie Finanz- und Technikpartner. Das Ziel ist, ohne öffentliche Subventionen neben Personenzügen auch Güterzüge fahren zu lassen. In zwei Monaten bereits soll eine erste Verbindung zu einem Umschlagbahnhof in Toulouse starten.

Der forcierte Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes mit etwa 2700 Kilometern hat die französische Bahn in tiefe Schulden gestürzt. Künftig sollen die Linien Bordeaux-Toulouse und Montpellier-Perpignan für die Hochgeschwindigkeitszüge TGV ausgebaut werden. Doch auch im grenzüberschreitenden Zugverkehr droht der SNCF demnächst Konkurrenz aus Spanien und Italien. Dort plant man schnelle Verbindungen von Paris nach Mailand und Barcelona.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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