Neuer Branchenriese entsteht GE vergoldet Flugzeugleasing-Geschäft
10.03.2021, 15:53 Uhr
Die irisch-niederländische AerCap - hier der Kunde Sichuan Airlines - übernimmt die Leasing-Sparte von GE.
(Foto: picture alliance/dpa/HPIC)
Die Nummer eins und zwei im Flugzeugleasing-Geschäft schließen sich zusammen. Für den US-Konzern GE bedeutet dies einen warmen Milliarden-Regen. Damit soll die Schuldenlast reduziert werden. Zudem will das Unternehmen seinen Aktienkurs aufhübschen.
Am Flugzeugleasing-Markt entsteht mitten in der größten Luftfahrt-Krise seit Jahrzehnten ein neuer Branchenriese. Die irisch-niederländische AerCap übernimmt für mehr als 30 Milliarden Dollar die GE-Tochter Gecas, wie General Electric (GE) mitteilte. Zusammen kommen AerCap und GE Capital Aviation Services (Gecas) auf mehr als 2000 Flugzeuge - dabei sind sie einzeln bereits doppelt so groß wie die Nummer drei unter den Flugzeugleasing-Firmen, die irische Avolon.
Zusammen kommen AerCap und GE Capital Aviation Services (Gecas) auf mehr als 2000 Flugzeuge und 300 Hubschrauber. Analysten gehen davon aus, dass der fusionierte Konzern auf Druck der Wettbewerbshüter Hunderte von Flugzeugen abgeben muss. Unklar ist, ob Fluggesellschaften nach der Corona-Krise noch so viele Maschinen mieten wie bisher. Andererseits sind viele Airlines klamm und könnten eher mieten als Maschinen auf die eigene Bilanz zu nehmen. AerCap und Gecas haben bei den großen Herstellern Airbus und Boeing Hunderte von Flugzeugen bestellt.
24 Milliarden Dollar in bar
GE erhält für Gecas rund 24 Milliarden Dollar in bar sowie 115,5 Millionen Aktien des fusionierten Flugzeugleasing-Unternehmens. Das entspricht einem Anteil von 46 Prozent. Das Paket kann der Konzern nach 15 Monaten zu Geld machen. Zudem werde das US-Unternehmen bei Abschluss der Transaktion eine Milliarde Dollar in AerCap-Papieren oder Bargeld erhalten. Die Unternehmen rechnen damit, das Geschäft in neun bis zwölf Monaten unter Dach und Fach bringen zu können, vorausgesetzt die Aercap-Aktionäre und Regulierungsbehörden stimmen zu.
Durch den Verkauf könne GE seinen Schuldenberg um rund 30 Milliarden Dollar verringern, erklärte der Mischkonzern. Die Amerikaner sind seit einigen Jahren dabei, sich von Konzernteilen zu trennen und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Mit dem Verkauf von Gecas wird die einst mächtige Finanzsparte GE Capital endgültig aufgelöst.
AerCap und Gecas gehen beide auf den Iren Tom Ryan zurück. Der spätere Ryanair-Gründer hatte das Leasinggeschäft in den 1980er Jahren unter dem Namen Guinness Peat Aviation (GPA) aufgebaut. Nach dem Golfkrieg 1991 wurde sein wankendes Imperium aufgespalten: General Electric schluckte den vermeintlich wertvollsten Teil, der Rest wurde an die damals in den Niederlanden ansässige AerCap verkauft.
GE will Aktien 8:1 zusammenlegen
Zudem teilte General Electric mit, eine Zusammenlegung seiner Aktien zu planen. Der Vorstand werde den Aktionären eine Aktienzusammenlegung (Reverse Stock Split) im Verhältnis eins zu acht vorschlagen, hieß es. Das heißt, aus jeweils acht gehaltenen GE-Aktien wird künftig eine.
Dadurch würde sich der Aktienkurs von GE effektiv verachtfachen und die Zahl der ausstehenden Aktien werde auf eine Anzahl sinken, die "typischer für Unternehmen mit vergleichbarer Marktkapitalisierung ist", wie GE weiter mitteilte. Die Zusammenlegung soll vor der für den 4. Mai geplanten Hauptversammlung stattfinden. Die Maßnahme trage auch dem "signifikanten Umbau" in den vergangenen Jahren Rechnung.
Für das laufende Jahr stellt der Konzern ein bereinigtes Ergebnis je Aktie in der Spanne von 15 Cent bis 25 Cent in Aussicht. Analysten rechnen im Konsens mit 25 Cent. Der Umsatz soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen. Den von den Marktbeobachtern hier im Konsens erwarteten 80,4 Milliarden liegt ein Wachstum von einem Prozent zu Grunde.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ