Wirtschaft

Russisches Erdgas für Europa Gasexplosion kappt Italien-Leitung

Großeinsatz in Niederösterreich: Die Explosion im Terminal Baumgarten schneidet Italien von der russischen Gasversorgung ab.

Großeinsatz in Niederösterreich: Die Explosion im Terminal Baumgarten schneidet Italien von der russischen Gasversorgung ab.

(Foto: dpa)

Die Explosion an einer Erdgas-Station im Osten von Wien trifft das Erdgasnetz an empfindlicher Stelle. Gazprom-Lieferungen in mehrere europäische Staaten sind betroffen. Die Regierung in Rom spricht von einem "ernsthaften Problem mit der Versorgung".

Nach der Explosion auf einer wichtigen Erdgas-Verteilstation in Österreich ist die Weiterleitung von Erdgas Richtung Süden und Südosten beeinträchtigt. Italien erklärte den Notstand bei der Energieversorgung. "Die benachbarten Fernleitungsbetreiber sind umgehend informiert worden, damit rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet werden können", teilte die Betreibergesellschaft Gas Connect mit. Die Gasversorgung von Österreich selbst sei hingegen bis auf Weiteres gesichert.

Erdgas aus dem Osten: Die betroffene Gas-Station liegt direkt an der Grenze.

Erdgas aus dem Osten: Die betroffene Gas-Station liegt direkt an der Grenze.

(Foto: n-tv.de / stepmap.de)

Der genaue Unfallhergang sei noch ungeklärt, hieß es. Die Gasstation in Baumgarten östlich von Wien zählt zu den wichtigsten Gasknotenpunkten Europas. Die betroffene Anlage sei auf Sicherheitsmodus heruntergefahren worden und derzeit außer Betrieb, teilte das Unternehmen mit.

Im Zusammenhang mit der Gasexplosion an der österreichisch-slowakischen Grenze bestätigte die italienische Regierung Probleme bei der Belieferung. "Heute gab es einen Vorfall in einer Gasstation in Österreich, weshalb wir ein ernsthaftes Problem mit der Versorgung haben", sagte Wirtschaftsminister Carlo Calenda. Aufgrund der unterbrochenen Lieferung rief das Ministerium den Energie-Notstand aus.

Calenda ging dabei auch auf die geplante Trans-Adria-Gaspipeline Tap ein, die von Aserbaidschan nach Italien führen soll. "Wenn wir Tap hätten, müssten wir heute nicht den Notstand ausrufen wegen dieses Versorgungsmangels."

Die Engpässe beim Erdgas sind womöglich nur von kurzer Dauer: Der italienische Netzbetreiber Snam Rete Gas teilte mit, dass die Belieferung möglicherweise noch im Laufe des Tages wieder aufgenommen werden könnte. Die kurzfristige Versorgung sei wegen der Lagerbestände auf jeden Fall vorerst gesichert. Auch das Wirtschaftsministerium wies auf Lagerbestände hin und erklärte, dass der Notstand in solchen Fällen automatisch ausgerufen werde. Die Lage sei "unter Kontrolle".

Bei der Explosion in der österreichischen Gasverteilstation bei Baumgarten an der March nahe der österreichisch-slowakischen Grenze wurde am Morgen nach Angaben des Roten Kreuzes ein Mensch getötet. 18 Personen erlitten Verletzungen.

Moskau sucht Umgehungsrouten

Die Explosion traf den russischen Gasexport nach Süd- und Südosteuropa an einem zentralen Knotenpunkt. Bei der betroffenen Anlage handelt es sich um eine zentrale Drehscheibe für die Verteilung von russischem Erdgas in Europa. Die Gazprom-Tochter Gazprom Export teilte in Moskau mit, man arbeite daran, Umgehungsrouten zu finden, um Lieferengpässe zu vermeiden. Aus der Ukraine, dem Haupttransitland für russisches Gas, fließt nach slowakischen Angaben bereits ein Drittel weniger Erdgas Richtung Westen als noch zu Wochenbeginn.

Von Österreich aus sei der Weitertransport nach Süden und Südosten bis auf Weiteres unterbrochen, hieß es in einer Mitteilung des Betreibers des betroffenen Gasterminals, Gas Connect Austria. Dies betreffe neben Italien unter anderem auch die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Kroatien. Italien ist als Empfängerland fast völlig abgeschnitten.

Die täglichen Lieferungen seien von 113,5 Millionen auf 14 Millionen Kubikmeter Gas gesunken, teilte der örtliche Transporteur Snam Rete Gas mit. Die Lieferungen nach Deutschland sind demnach nicht betroffen. Die entsprechende Leitung sei unversehrt geblieben, sagte ein Sprecher von Gas Connect.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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