Konzern weist Vorwürfe zurück Greenpeace: Amazon zerstört weiter Neuware
20.05.2021, 13:35 Uhr
Im Amazon-Logistikzentrum in Winsen werde laut Greenpeace jede Woche mindestens eine LKW-Ladung nicht verkaufter Produkte entsorgt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im vergangenen Jahr beschließt der Bundestag neue Regeln für Händler. Unter anderem soll die Vernichtung noch verwertbarer Produkten verhindern. Greenpeace wirft Amazon vor, sich nicht an die Vorgaben zu halten. Der Konzern widerspricht entschieden.
Der Onlineriese Amazon vernichtet nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace immer noch neuwertige Produkte: Am Standort Winsen in Niedersachsen würde an acht Arbeitsplätzen originalverpackte Ware für die Vernichtung vorsortiert, berichtete Greenpeace. Das zeigten Filmaufnahmen eines Greenpeace-Rechercheurs, der mehrere Wochen als Angestellter im Amazon-Logistikzentrum in Winsen gearbeitet habe. Amazon nenne diese Arbeitsplätze "Destroy"-Stationen. Der Konzern wies "diese Vorwürfe entschieden zurück".
Der Konzern entsorge allein an diesem Standort jede Woche mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Ware, von T-Shirts über Bücher bis hin zu Elektroartikeln, berichtete Greenpeace weiter. Die Umweltorganisation kritisierte, dies geschehe, obwohl im vergangenen Jahr ein Gesetz gegen diese Form von Ressourcenverschwendung in Kraft getreten war. Die sogenannte Obhutspflicht soll verhindern, dass intakte Ware zerstört wird. Doch bisher werde die Obhutspflicht weder umgesetzt noch von den Behörden überwacht.
Amazon: Gibt keinen Prozess zum Zerschneiden von Modeartikeln
Amazon erklärte, der Konzern arbeite daran, möglichst gar keine Produkte zu deponieren. "Nur wenn wir keine andere Möglichkeit mehr haben, geben wir Artikel zum Recycling oder zur Energierückgewinnung - oder als allerletzte Option - zur Deponierung", hießt es in einem Statement, das auch ntv.de vorliegt. Es handle sich dabei um wenige Produkte, die Zahl befinde sich im "Promillebereich".
Weiter teilte der Konzern mit, dass es "keinen Prozess zum Zerschneiden von Modeartikeln vor der Übergabe an ein Entsorgungsunternehmen" gebe. Zugleich habe es "keinerlei Planungen, ein solches System einzuführen" gegeben. Für einen "Testlauf mit einem neuen Partner in Winsen" habe Amazon "einmalig unbrauchbare Ware zur Verfügung" gestellt. Seitdem würden alle bereitgestellten Materialien zu neuen Waren verarbeitet, teilte der Konzern weiter mit.
"Amazon setzt allein auf schnellen Umsatz und hält deshalb den Platz im Regal für wichtiger als das Produkt darin - eine klimaschädliche Ressourcenverschwendung", kritisierte Greenpeace-Konsumexpertin Viola Wohlgemuth. Der Konzern nutze aus, dass es bisher an einer Rechtsverordnung zur Obhutspflicht fehlt, weshalb keine Strafen verhängt werden.
"Vernichten von Neuwaren muss strafbar werden"
Greenpeace hatte Ende 2019 erstmals dokumentiert, welche Neuwaren in Winsen regelmäßig weggeworfen werden. Dies hatte dazu beigetragen, dass der Bundestag 2020 im Zuge einer Reform des Kreislaufwirtschaftsgesetzes neue Regeln für Händler einführte. Die Obhutspflicht schreibt laut Gesetzestext vor, "beim Vertrieb der Erzeugnisse, auch im Zusammenhang mit deren Rücknahme oder Rückgabe, dafür zu sorgen, dass die Gebrauchstauglichkeit der Erzeugnisse erhalten bleibt und diese nicht zu Abfall werden".
Wohlgemuth forderte Bundesumweltministerin Svenja Schulze von der SPD zum Handeln auf. "Das Vernichten von Neuwaren muss noch in dieser Legislaturperiode strafbar werden."
Quelle: ntv.de, jru/jwu/AFP