Siegel für faire Kleider geplant "Grüner Knopf" soll Hungerlöhne bekämpfen
24.04.2018, 15:51 Uhr
Näherinnen in einer Textilfabrik in Myanmar.
(Foto: dpa)
Im Kampf gegen Ausbeutung kündigt Entwicklungsminister Müller das erste staatliche Siegel für fair und nachhaltig produzierte Kleidung an. Kommendes Jahr soll es eingeführt werden. Von gesetzlichen Regelungen hält er nichts - vielmehr setzt er auf "Fair ist schick".
Entwicklungsminister Gerd Müller hat für kommendes Jahr ein Siegel für fair und nachhaltig hergestellte Kleidung angekündigt. Der "Grüne Knopf" wird das erste staatliche Siegel dieser Art sein, sagte der CSU-Politiker der "Frankfurter Rundschau". Das Thema faire Lieferketten sei weit mehr als Symbolik - es gehe darum, die Globalisierung gerecht zu gestalten. Millionen von Menschen in der Textilproduktion müssten von Hungerlöhnen zu lebenssichernden Löhnen kommen.
Mit dem Textilbündnis, das schon im Oktober 2014 gegründet wurde, soll das "tatsächlich" funktionieren, so Müller. Ziel ist es, in der gesamten Produktions- und Handelskette soziale und ökologische Mindeststandards einzuführen.
"Wir haben mit 34 Mitgliedern, einem Prozent Marktabdeckung und viel Gegenwind angefangen", sagte Müller. Heute engagieren sich demnach bereits rund 150 Mitglieder mit 50 Prozent Marktabdeckung für Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen. Sie setzten rund 1500 Maßnahmen pro Jahr in den Bereichen Brandschutz, Gewerkschaftsrechte, Abwasser und nachhaltiger Baumwolle um. Nur wer dem Bündnis angehört und sich den Regeln unterwirft, soll das Siegel nutzen dürfen.
Forderungen, gesetzliche Regelungen einzuführen statt sich auf freiwillige Verpflichtungen zu verlassen, wies der Entwicklungsminister jedoch zurück. Damit "würden wir heute nicht weiter sein", sagte er der "Frankfurter Rundschau": "Fair ist schick. Die Hersteller werden es sich gar nicht leisten können, Produkte ohne Grünen Knopf anzubieten."
Siegel wiederholt angekündigt - "passiert ist nichts"
Kritik an der Initiative kam von den Grünen: Müller habe wiederholt ein staatliches Textilsiegel angekündigt - "passiert ist nichts", kritisierte Bundestagsabgeordnete Renate Künast. Der Minister müsse nun erklären, welche genauen Kriterien das Siegel sichert. "Allein die Teilnahme am Textilbündnis, das ja keine allgemeinverbindlichen Kriterien aufstellt, kann es ja wohl nicht sein."
In Bangladesch jährte sich zum fünften Mal die Fabrikkatastrophe von Rana Plaza: Beim Einsturz des mehrstöckigen Komplexes waren damals mindestens 1138 Menschen getötet worden.
Quelle: ntv.de, ftü/AFP