Bei Jacht-Untergang ertrunken HP will trotz Tod von Multimillionär Lynch weiter Schadenersatz
03.09.2024, 11:39 Uhr Artikel anhören
Die Umstände des Untergangs der "Bayesian" sind inzwischen Gegenstand von Ermittlungen in Italien.
(Foto: AP)
Sieben Menschen sterben beim Untergang der Segeljacht "Bayesian" vor Sizilien, darunter der Eigner Mike Lynch. Der Brite befand sich in einem milliardenschweren Rechtsstreit mit dem Konzern Hewlett Packard. Dieser will trotz des Todesfalls nicht auf seine Forderung verzichten.
Trotz des Tods von Mike Lynch beim Untergang seiner Segeljacht hält Hewlett Packard Enterprise (HPE) an einer Schadenersatzforderung in Milliardenhöhe gegen den britischen Tech-Unternehmer fest. "HPE beabsichtigt, das Verfahren bis zum Abschluss durchzuziehen", teilte das US-Unternehmen mit. Haftbar wäre vermutlich Lynchs Witwe Angela Bacares, die das Schiffsunglück vor Sizilien überlebt hatte, hieß es in London.
HPE beruft sich darauf, dass es 2022 vor einem britischen Gericht eine Zivilklage gegen Lynch und seinen früheren Finanzchef gewonnen hat. Das Unternehmen verlangt vier Milliarden US-Dollar (3,62 Milliarden Euro) Entschädigung. Eine Entscheidung wird demnächst erwartet. Allerdings hat der Richter bereits angedeutet, dass ein möglicher Schadenersatz deutlich niedriger ausfallen würde.
Der 59-jährige Unternehmer wurde zeitweise als "britischer Bill Gates" gefeiert - und hatte im Sommer einen unerwarteten Sieg in einem Prozess errungen. Hintergrund war der Verkauf von Lynchs Firma Autonomy an Hewlett Packard im Jahr 2011 für elf Milliarden Dollar. HP feierte die Übernahme der Unternehmenssoftware Autonomy als großen Wurf - doch der Deal wurde zu einem Debakel. Ein Jahr später warf HP Lynch und anderen Autonomy-Führungskräften vor, die Umsätze ihres Unternehmens in den Jahren vor der Übernahme aufgebläht zu haben. HP musste Milliarden Dollar abschreiben und feuerte Lynch, der weiterhin Chef von Autonomy geblieben war. Lynch selbst behauptete stets, nichts Unlauteres getan zu haben.
18-jährige Tochter stirbt bei Untergang der Luxusjacht
Nach Jahren juristischen Tauziehens wurde der Brite an die USA ausgeliefert, ihm wurde der Prozess wegen Bilanzfälschung gemacht. Doch im vergangenen Juni wurde Lynch von einer Geschworenen-Jury freigesprochen. Damit waren die juristischen Probleme von Lynch allerdings noch nicht vorbei. Mit seiner Zivilklage gegen Lynch war HP weitgehend erfolgreich. Bisher ist allerdings nicht entschieden, wie viel Geld dem Unternehmen tatsächlich zusteht.
Lynch war beim Untergang seiner Luxusjacht "Bayesian" am 19. August ums Leben gekommen. Auch seine 18-jährige Tochter sowie fünf weitere Menschen starben. Die Passagiere feierten mit der Reise den Freispruch von Lynch in einem US-Betrugsprozess zum Autonomy-Übernahmeverfahren, der isoliert von dem Fall in Großbritannien verhandelt wurde.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa