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Meta feiert Firmenjubiläum Hat sich Zuckerberg mit dem Metaverse verzockt?

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Ich sehe was, was du nicht siehst: Metaverse zeigt der Industrie neue Möglichkeiten. Unternehmen erproben bereits Ansätze in der Konstruktion und Produktionsplanung.

Ich sehe was, was du nicht siehst: Metaverse zeigt der Industrie neue Möglichkeiten. Unternehmen erproben bereits Ansätze in der Konstruktion und Produktionsplanung.

(Foto: IMAGO/Westend61)

Mark Zuckerberg meint es ernst. So ernst, dass er sogar sein Unternehmen umbenannt hat. Auch wenn die Nutzerzahlen bislang verschwindend gering sind: Der Tech-Milliardär sieht im Metaverse die Zukunft der digitalen Kommunikation. Was verbirgt sich dahinter?

Was genau ist ein Metaverse?

Für Mark Zuckerberg ist das Metaverse die Zukunft der digitalen Kommunikation. Dort sollen nach seiner Vorstellung physische und digitale Welten zusammenkommen. Der 37-Jährige hat die neue Technologie als eine "virtuelle Umgebung'" beschrieben, in die man hineingehen kann - anstatt sie nur auf einem Bildschirm zu betrachten.

Der Begriff bezeichnet zum einen eine digitale und interaktive Umgebung, die mit einer Virtual-Reality-Brille betreten werden kann. Darin können User als Avatare arbeiten, spielen, sich treffen oder einkaufen. Zum Metaverse werden aber auch Anwendungen gerechnet, bei denen digitale Informationen im realen Sichtfeld der Anwenderinnen und Anwender angezeigt werden.

Was hat Zuckerberg genau mit dem Metaverse vor?

"Wir glauben, dass das 'Metaverse' der Nachfolger des mobilen Internets sein wird", sagte Zuckerberg. Es werde eine virtuelle Welt sein, in die man noch tiefer eintauchen könne, bis hin zum Gesichtsausdruck der Menschen, die einen umgeben. "Statt auf einen Bildschirm zu schauen, werden sie mittendrin in diesen Erlebnissen sein." Das Gefühl, vor Ort zu sein, sei das entscheidende Merkmal des "Metaverse", betonte er.

Wieso hat Mark Zuckerberg Facebook in Meta umbenannt?

Der Facebook-Gründer hat das Unternehmen 2021 ganz auf das Metaverse ausgerichtet. Die Namensänderung sollte den Fokus unterstreichen. "Wir werden heute als Social-Media-Unternehmen gesehen, aber im Kern sind wir ein Unternehmen, das Menschen verbindet", sagte Zuckerberg damals. Der Name Facebook habe damit nicht mehr die ganze Angebotspalette des Konzerns widerspiegeln können.

Wie viele Menschen nutzen bislang das Metaverse?

Zuckerberg hofft, bis zum Jahr 2030 eine Milliarde Nutzer im "Metaverse" zu haben - und mehrere Hundert Millionen Dollar an Geschäften abzuwickeln. Das Flaggschiff der virtuellen Plattform, das MMO "Horizon Worlds", hat Berichten zufolge momentan weniger als 200.000 aktive Nutzer, berichte "The Guardian".

Sobald man das Metaverse als eine komplett interoperable und dezentral organisierte Welt definiert, sprechen die Zahlen eine noch drastischere Sprache. Dann existiert das Metaverse laut Experte Philipp Rauschnabel von der Universität der Bundeswehr München nämlich nur als Vision, die bislang von niemandem genutzt wird. Heute habe sich der Begriff allerdings schon quasi als Synonym für SocialVR Plattformen, also VR Plattformen, in denen sich Menschen als Avatare treffen können, etabliert. Aber auch dann sei die Frage nur schwer zu beantworten. "Die Nutzerzahlen schwanken aufgrund unklarer Abgrenzung. Manch einer mag Fortnite als Metaverse bezeichnen, andere nur Plattformen, für die man ein VR Headset benötigt", sagt Rauschnabel.

Hat sich Zuckerberg mit dem Metaverse verzockt?

Seit 2019 hat sich die finanzielle Schieflage der Meta-Sparte Reality Labs laut Business Insider dramatisch verschärft: von anfänglich 4,7 Milliarden Euro Verlust auf 9,4 Milliarden im Jahr 2021, 13,2 Milliarden im Jahr 2022 und mehr als 10,4 Milliarden in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres.

Wieso hält er trotzdem an den Plänen fest?

Trotz finanzieller Turbulenzen hat Zuckerberg seinen 10-Jahres-Plan für das Metaverse fest im Blick. Er geht sogar davon aus, dass die Verluste von Reality Labs dieses Jahr noch weiter steigen werden. Seine Hoffnung: Die massiven Investitionen werden sich langfristig auszahlen. Laut dem Risikokapitalisten Matthew Ball wird das Metaversum ein billionenschwerer Markt werden. Rauschnabel vermutet, dass sich Meta als Infrastrukturanbieter positionieren und in Zukunft die Hardware und die Plattformen anbieten will. Beide Komponenten sind kostenintensiv und amortisieren sich erst über Jahre. "An der Strategie festzuhalten, ist aus meiner Sicht richtig - trotz der Kritik aus den eigenen Stakeholder-Reihen, die möglicherweise eher an kurzfristigen Erfolgen interessiert sind", sagt der Experte.

Was sagen Investoren dazu?

Investoren sind besorgt über die hohen Ausgaben für die Metaverse-Entwicklung, während Zuckerberg sie als Investition in die Zukunft verteidigt. Rauschnabel geht allerdings davon aus, dass der Wettbewerber Apple den Markt in den nächsten Jahren so befeuern wird, dass auch auf Investorenseite bei Meta bald wieder mehr Optimismus zu hören sein wird.

Wieso ist dem Metaverse der Durchbruch außerhalb der Gaming-Szene bisher nicht gelungen?

"Das Metaverse ist noch eine Zukunftsvision. Als persistente, synchrone, interoperable 3D-Erweiterung des Internets existiert es bislang nicht. Was es hingegen gibt, sind Metaverse-Vorläufer", sagt auch Bitkom-Experte Sebastian Klöß ntv.de. Häufig werde übersehen, dass virtuelle Welten und virtuelle Objekte schon heute im Business- und Industrieumfeld eingesetzt werden. Beispielsweise wird mit Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) ausgebildet und trainiert. Mit VR und AR planen, konstruieren und brainstormen Mitarbeitende gemeinsam. AR und VR finden darüber hinaus bei Produktpräsentationen und im Online-Shopping ihre Anwendung. All das ist laut Klöß zwar bislang nicht das Metaverse. Es zeigt aber: "Die Idee und Technologie hinter dem Metaverse ist längst nicht nur für den Gaming-Sektor relevant."

Ferner gibt Rauschnabel zu bedenken: Metaverse-Plattformen funktionieren nur in Echtzeit. Ob jemand einen Post beispielsweise auf Instagram sofort nach Absetzen oder zwei Stunden später likt, spielt keine Rolle. "Bin ich in einer virtuellen Welt und genau zu diesem Moment ist dort niemand, verlasse ich sie wieder." Die Schwierigkeiten hier ist also: Mehrere Menschen müssen gleichzeitig an diesen Orten sein.

Hat der Hype um künstliche Intelligenz dem Metaverse den Todesstoß verpasst?

Das Interesse am Metaverse hat stark nachgelassen. Die volle Aufmerksamkeit beansprucht spätestens seit der Einführung von ChatGPT der Themenkomplex künstliche Intelligenz für sich. Bitkom-Experte Stefan Klöß gibt gegenüber ntv.de allerdings zu bedenken: KI und das Metaverse hängen stärker miteinander zusammen, als viele annehmen. "KI ist neben Augmented und Virtual Reality oder auch der Blockchain eine der Schlüsseltechnologien des Metaverse. Mit KI können schon heute relativ einfach 3D-Objekte für virtuelle Welten erstellt werden", sagt Klöß. KI sei eine Voraussetzung, um virtuelle Welten aufzubauen. "KI und das Metaverse sind nicht zwei getrennte Technologien. Sie ergänzen einander perfekt."

Welche Unternehmen könnten Meta gefährlich werden?

Die Wettbewerber Microsoft, Nvidia, und etliche Start-ups schlafen nicht. "Wir glauben, dass es viele Unternehmen geben wird, die virtuelle Welten und Umgebungen im Metaverse aufbauen, genauso wie es viele Unternehmen gibt, die Dinge im World Wide Web tun", sagte Richard Kerris, Vizepräsident der Omniverse-Plattform von Nvidia. Auch Videospielunternehmen spielen eine führende Rolle. Epic Games, das Unternehmen hinter dem beliebten Videospiel Fortnite, hat eine Milliarde Dollar von Investoren erhalten, um seine langfristigen Pläne für den Aufbau des Metaverse zu unterstützen. Die Spieleplattform Roblox ist ein weiterer großer Akteur, der seine Vision des Metaversums als einen Ort skizziert, an dem "Menschen innerhalb von Millionen von 3D-Erfahrungen zusammenkommen können, um zu lernen, zu arbeiten, zu spielen, zu kreieren und Kontakte zu knüpfen".

Quelle: ntv.de

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