"Aus Fürsorgepflicht" Heckler & Koch versetzt Mitarbeiter mit russischen Wurzeln
09.03.2022, 13:04 Uhr
Ein Maschinengewehr der Firma Heckler & Koch - wird künftig nicht mehr von Mitarbeitern mit russischen Wurzeln getestet.
(Foto: dpa)
Die Produkte von Heckler & Koch dürften durch die milliardenschwere Förderung der Bundeswehr gefragter sein denn je. Der Rüstungsriese versetzt nun Mitarbeiter mit russischen Wurzeln. Von Diskriminierung will man nichts wissen. Eine richtige Erklärung liefert das Unternehmen aber auch nicht.
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hat der Waffenhersteller Heckler & Koch Mitarbeiter mit russischen Wurzeln an seinem Stammwerk versetzt. Es geht um eine einstellige Zahl von Beschäftigten, die in Oberndorf im Schwarzwald im "Beschuss" arbeiten, wo also Waffen am Schießstand geprüft werden. Die Betroffenen haben eine familiäre Migrationsgeschichte, die auf Russland oder andere Nachfolgestaaten der Sowjetunion verweist.
H&K begründete den Schritt mit der "Pflicht zur Fürsorge für unsere Mitarbeiter". Daher habe man entschieden, "Mitarbeiter aus dem sicherheitssensiblen Bereich des Beschusses für eine Zeit lang in andere Bereiche der Produktion einzugliedern".
Einem Bericht des "Schwarzwälder Boten" zufolge reagierten betroffene Mitarbeiter mit großem Unverständnis und waren tief enttäuscht. Die IG Metall nahm sich der Sache an und will sich am Nachmittag äußern. H&K teilte mit, jeder der insgesamt 950 Beschäftigten an dem Firmensitz verbinde mit dem Krieg auch Sorgen, Ängste und Nöte. "In Anbetracht der bedrohlichen Lage warnen die Sicherheitsdienste in Deutschland vor verstärkter äußerer Einflussnahme auf Mitarbeiter der Verteidigungsindustrie."
Mitarbeiterversetzung nur Imagepflege?
Was genau befürchtet und was genau mit der Maßnahme verhindert werden könnte, blieb in der Mitteilung der Firma unklar. "Mit dieser Maßnahme verfolgt Heckler & Koch das Ziel, unsere Mitarbeiter und ihre Familienangehörigen zu schützen", hieß es. Die Beschäftigten seien Ende voriger Woche informiert worden. "Bei den temporär umgesetzten Mitarbeitern handelt es sich um hochgeschätzte Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher nationaler Herkunft beziehungsweise Wurzeln, die seit vielen Jahren sehr integriert im Unternehmen sehr gute Arbeit leisten." "Den Vorwurf der Diskriminierung weisen wir auf das Schärfste von uns", hieß es in der Mitteilung. Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 30 Nationen arbeiteten für H&K.
Deutsche Rüstungsunternehmen dürften in den kommenden Monaten stärker in den Fokus rücken. Jahrzehntelang war die Nachfrage aus dem Inland nicht allzu hoch. Die Folgen des Krieges in der Ukraine dürften das ändern. Alleine 100 Milliarden Euro will die Bundesregierung bereitstellen, um die Bundeswehr besser auszurüsten als bisher. Bei Heckler & Koch könnten dadurch zusätzliche Bestellungen eingehen.
Seit Russlands Krim-Annexion 2014 habe man die eigenen Produktionskapazitäten bereits "an die erhöhte Nachfrage zahlreicher NATO-Staaten angepasst", sagte ein Sprecher. "Sollte es kurzfristig einen größeren Bedarf unserer Streitkräfte oder anderer NATO-Länder geben, sind wir in der Lage, mit Industriepartnern in Deutschland und Europa auch kurzfristig Kooperationen einzugehen."
Quelle: ntv.de, mba/dpa