Wirtschaft

"Industrielles Rückgrat" IG Metall bangt um Werften in MV

Rund jede dritte Stelle soll im MV-Werftenverbund wegfallen.

Rund jede dritte Stelle soll im MV-Werftenverbund wegfallen.

(Foto: imago images/Fotostand)

Die Werften im Nordosten schienen nach dem Verkauf an die Genting-Gruppe endlich in ruhigem Fahrwasser. Doch seit Corona ist der Seegang wieder rau. Nach Jahren des Wachstums geht es nun wieder um Kurzarbeit, Kündigungen und Standortschließungen.

Die IG Metall Küste fordert von Bund und Land, alles für den Erhalt des Schiffbaus als dem industriellen Rückgrat Mecklenburg-Vorpommerns zu tun. "Es geht um die industriellen Kerne des Landes mit etwa 2800 Arbeitsplätzen mit guten, tariflichen Bedingungen", sagte IG Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich. Die finanziell angeschlagenen MV Werften benötigten staatliche Unterstützung, um die coronabedingte Notlage zu überstehen und weiter am Markt zu bleiben.

Dabei gebe die Gewerkschaft einer Fortführung der Werften unter dem bisherigen asiatischen Mutterkonzern Genting den Vorzug, der sich in der Vergangenheit als verlässlicher Partner erwiesen habe. "Aber wenn das nicht möglich ist aus Gründen, die sich aus der Sanierung von Genting Hongkong ergeben, müssen wir auch industriepolitische Alternativen haben", betonte Friedrich. Dabei sehe er die Politik mit in der Pflicht, neue Betätigungsfelder etwa beim Bau von Plattformen für Offshore-Energieanlagen oder umweltfreundlicherer Kreuzfahrtschiffe zu erschließen.

Bürgschaften in Höhe von 500 Millionen Euro

Der Einbruch der Kreuzschifffahrt infolge der Corona-Pandemie hatte den Bau neuer Schiffe auf den MV Werften in Wismar, Rostock und Stralsund zwischenzeitlich zum Erliegen gebracht. Der Mischkonzern Genting, der die Werften 2016 übernommen hatte, um Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf zu bauen, konnte die Finanzierung nicht mehr sicherstellen, die Mehrzahl der Schiffbauer musste in Kurzarbeit.

Die Werften versuchen deshalb unter den Schutzschirm des Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes zu kommen. Mit Kreditbürgschaften soll die Fertigstellung von zwei begonnenen Schiffen und der Fortbestand der Werften gesichert werden. Es geht um Kreditbürgschaften in Höhe von etwa 500 Millionen Euro, die zum Teil bereits bewilligt wurden. Eine endgültige Entscheidung über den Großteil der Summe wird bis Ende März erwartet.

In Stralsund arbeiten auf der früheren Volkswerft derzeit noch 700 Menschen.

In Stralsund arbeiten auf der früheren Volkswerft derzeit noch 700 Menschen.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Standort Stralsund auf der Kippe

Erst am Dienstag hatte die Werftenleitung die Beschäftigten darüber informiert, dass bis zu 1200 und damit gut ein Drittel der Stellen gestrichen werden sollen. Die Anpassung der Belegschaftsstärke an die vorhandene Arbeit sei eine Voraussetzung dafür, dass der Bund auch die restlichen Mittel freigibt, hieß es. In den kommenden Wochen sollen Verhandlungen über einen sozialverträglichen Stellenabbau und die Einrichtung einer Transfergesellschaft geführt werden.

Vor Beginn der Gespräche bekräftigte die IG Metall ihre Forderung nach Erhalt aller Schiffbaubetriebe. Am stärksten gefährdet könnte die Werft in Stralsund sein. Wie der für die Region zuständige IG Metall-Geschäftsführer Guido Fröschke sagte, gibt es Pläne, dort lediglich eine Konstruktionsabteilung mit einer Rumpfmannschaft zu behalten, falls keine Folgeaufträge kommen. Auf der Werft in Stralsund, die zuletzt 700 Mitarbeiter zählte, wird das eisgängige Luxus-Kreuzfahrtschiff Endeavor 1 gebaut, das aber kurz vor der Fertigstellung steht.

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