Fuest sieht "Hoffnungsschimmer" Ifo-Index steigt unerwartet
25.01.2022, 10:43 Uhr
Etwas Licht in Sicht: Top-Manager in Deutschland blicken wieder optimistischer in die Zukunft.
(Foto: dpa)
Der Omikron-Welle zum Trotz: Erstmals seit einem halben Jahr bessert sich die Stimmung von Top-Managern in Deutschland wieder. Vor allem blicken sie optimistisch nach vorn und setzen auf ein Abebben der Inzidenzen.
Die Stimmung von Top-Managern in Deutschland hat sich zum Jahresstart erstmals seit Juni wieder aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar überraschend auf 95,7 Punkte, nach 94,8 Punkten im Dezember, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Fachleute hingegen hatten nur eine Stagnation erwartet.
"Die deutsche Wirtschaft startet mit einem Hoffnungsschimmer ins neue Jahr", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Chefinnen und Chefs bewerteten die Lage ihrer Firmen erneut skeptischer als zuletzt, blickten aber viel optimistischer nach vorn.
Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe machte die Stimmung einen deutlichen Sprung nach oben. Die Unternehmen waren zufriedener mit den laufenden Geschäften und schätzten ihre Aussichten wieder besser ein. "Die Situation bei den Lieferengpässen bei Vorprodukten und Rohstoffen hat sich etwas entspannt." Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe warnte aber mit Blick auf die gesamte Konjunktur vor Euphorie. "Es gibt positive Signale. Aber von einer Trendwende zu sprechen ist noch zu früh", sagte er.
"Pessimismus bei den Erwartungen ist verschwunden"
Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer betonte, dass die Geschäftserwartungen in allen wichtigen Branchen deutlich gestiegen seien. "Offenbar schauen die Unternehmen zunehmend durch Omikron hindurch." Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe warnte allerdings vor negativen Auswirkungen der geopolitischen Lage: "Durch den Ukraine-Konflikt hat das Risiko zugenommen, dass Konjunkturerwartungen enttäuscht werden."
Bei den Dienstleistern stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex nach zuletzt drei Rückgängen in Folge wieder. "Der Pessimismus bei den Erwartungen ist verschwunden", erklärte Ifo-Chef Fuest. "Die Tourismusbranche blickt hoffnungsvoll auf den Sommer." Das Gastgewerbe stecke derzeit aber weiter in der Krise. Auch im Handel und am Bau legte die Stimmung zu.
Die deutsche Wirtschaft war Ende 2021 wohl etwas geschrumpft, nach erster Schätzung vom Statistischen Bundesamt um 0,5 bis 1,0 Prozent. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Pandemie-Welle durch die Corona-Variante Omikron die Konjunktur auch im laufenden ersten Quartal bremst.
Zuletzt hatten Umfrage-Daten des Instituts IHS Markit unter Einkaufsmanagern allerdings nahegelegt, dass die Wirtschaft und hier vor allem die Industrie 2022 unerwartet gut aus dem Startloch gekommen ist. Mit dem erwarteten Abebben der Inzidenzen dürfte sich die Wirtschaft ab Frühjahr dann spürbar erholen. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die Bundesregierung mit 3,6 Prozent Wachstum, wie aus dem Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts hervorgeht.
Quelle: ntv.de, ghö/rts