Mehrheit kann nicht sparen Inflation frisst Vorsorge auf
13.10.2022, 07:27 Uhr
Die Inflation liegt auf dem höchsten Niveau seit Beginn der 1950er Jahre.
(Foto: dpa)
Mehr als jeder Zehnte hat laut einer aktuellen Umfrage höhere Ausgaben als Einnahmen. Bei jedem Viertem halten sie sich nur noch die Waage, sodass kein Geld mehr zum Sparen bleibt. Das trifft nicht nur Geringverdiener. Dabei wären Rücklagen gerade jetzt hilfreich.
Die extrem hohe Inflation bremst Deutschlands Sparer aus. Jeder Zweite (53,9 Prozent) legt einer Umfrage zufolge derzeit weniger Geld auf die hohe Kante oder kann aktuell gar nichts sparen, weil die stark gestiegenen Ausgaben zum Beispiel für Energie das Haushaltsbudget aufzehren. Das ergab eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank.
Im September lagen die Verbraucherpreise ersten amtlichen Berechnungen zufolge um 10,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit sprang die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre. Der Umfrage zufolge hat knapp ein Viertel der Menschen (24,9 Prozent) hierzulande das Sparen eingestellt, weil die aktuellen Einnahmen die Ausgaben gerade decken. Mehr als jeder Zehnte (11,1 Prozent) hat nach eigenen Angaben bereits höhere Ausgaben zu stemmen als Einnahmen verfügbar sind und kann daher kein Geld mehr zurücklegen.
"Die steigenden Preise belasten Verbraucherinnen und Verbraucher so stark, dass jeder Zweite seine Sparleistungen reduzieren oder ganz einstellen muss. Davon betroffen sind nicht nur Bezieherinnen und Bezieher von geringen, sondern auch von mittleren Einkommen", fasste der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden, Ulrich Stephan, zusammen. "Eine wachsende Zahl Sparerinnen und Sparer verfügen nicht mehr über Mittel, die sie dauerhaft anlegen können." Die Postbank gehört zum Deutsche-Bank-Konzern.
Mieter würden gern für Energiekosten etwas zurücklegen
Größte Preistreiber sind seit Monaten Energie und Lebensmittel. Mehr als ein Drittel (34,7 Prozent) der 2058 Befragten gaben an, sie würden wegen der gestiegenen Preise für Gas, Öl und Strom gerne finanzielle Rücklagen bilden. Dies sei ihnen aber nicht möglich. "Unsere Umfrage zeigt, dass jeder zweite Mieter beziehungsweise jede zweite Mieterin einer unsanierten Immobilie finanzielle Rücklagen für steigende Energiekosten bilden möchte, aber dazu nicht in der Lage ist", erläuterte Stephan.
Die Bundesregierung will die Menschen mit Preisbremsen für Strom und Gas entlasten. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, diese können sich für einen Euro dann weniger leisten. Wer sparen kann, bekommt inzwischen zwar wieder ein wenig Zinsen. Doch weil die Inflation deutlich höher liegt als die Sparzinsen, nimmt der Wert des Geldes auf dem Konto ab. Die deutliche Mehrheit der Befragten (68 Prozent) schätzt die Effekte der Inflation auf Ersparnisse korrekt ein. 7,3 Prozent meinen allerdings, Ersparnisse gewännen durch Inflation an Wert.
Quelle: ntv.de, chl/dpa