Energie kostet deutlich mehr Inflation steigt spürbar
12.10.2018, 09:41 Uhr
Für Sprit mussten Verbraucher im September tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eigentlich strebt die EZB eine Teuerung knapp unter zwei Prozent an. In Deutschland liegt der Wert mittlerweile deutlich darüber. Vor allem für Energie und Lebensmittel müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen.
Das Leben in Deutschland ist wieder spürbar teurer geworden. Vor allem für Heizöl (plus 35,6 Prozent) und Sprit (plus 13 Prozent) mussten Verbraucher im September tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Insgesamt lagen die Verbraucherpreise um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit vorläufige Zahlen von vor zwei Wochen.
Die Inflation kletterte damit auf den höchsten Stand seit fast sieben Jahren: Eine höhere Teuerungsrate gab es nach Angaben der Statistiker zuletzt im November 2011 mit 2,4 Prozent. Von August auf September 2018 kletterten die Verbraucherpreise um 0,4 Prozent. Der September ist somit der fünfte Monat in Folge mit einer Zwei vor dem Komma bei der Teuerungsrate. Das gab es zuletzt Anfang 2012.
Energie verteuerte sich im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,7 Prozent. Mit 2,8 Prozent zogen auch die Nahrungsmittelpreise überdurchschnittlich an. Bei Wohnungsmieten, die gut ein Fünftel der Konsumausgaben der privaten Haushalte ausmachen, verringerte sich der Preisauftrieb von 1,6 Prozent in den Vormonaten auf 1,5 Prozent.
Deutsche verlieren mehr als 100 Milliarden Euro
Für den Euroraum insgesamt strebt die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig eine Teuerungsrate knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhafte niedrige oder in großem Stil sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das bremst die Wirtschaft.
Weil die Verbraucherpreise seit geraumer Zeit nach oben zeigen, hat die Notenbank in Aussicht gestellt, ihre umstrittenen Wertpapierkäufe zum Ende dieses Jahres zu beenden. Die Zinsen im Euroraum sollen aber bis mindestens "über den Sommer" 2019 auf dem Rekordtief verharren. Viele Sparer, die ihr Geld trotz mickriger Zinsen als Tages- oder Festgeld parken, verlieren wegen der tendenziell steigenden Inflation daher bares Geld.
Nach Berechnung der Comdirect lag der Realzins - also der tatsächliche Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - im dritten Quartal 2018 auf dem historischen Tiefstand von minus 1,92 Prozent. Seit Ende 2010 haben die Deutschen nach Berechnungen der Commerzbank-Tochter wegen Sparzinsen unterhalb der Inflationsrate mehr als 100 Milliarden Euro verloren.
Quelle: ntv.de, mli/AFP