Wirtschaft

Preisauftrieb in der Eurozone Inflation steigt über die EZB-Schwelle

Kernrate unter 2,0 Prozent: Bei der Analyse der Preisentwicklung lassen die EZB-Ökonomen einige schwankungsanfällige Komponenten einfach weg.

Kernrate unter 2,0 Prozent: Bei der Analyse der Preisentwicklung lassen die EZB-Ökonomen einige schwankungsanfällige Komponenten einfach weg.

(Foto: picture alliance / Friso Gentsch)

Wie stabil sind die Preise in Europa? Im Juli müssen Verbraucher deutlich mehr Geld für Energie, Nahrung und Genussmittel ausgeben als im Vorjahr. Die Inflationsrate springt über die Zielmarke der Euro-Währungshüter. Grund zum Eingreifen sieht die Zentralbank nicht.

Die Teuerung in der Eurozone hat im Juli weiter angezogen. Die Inflationsrate stieg auf 2,1 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat mitteilte. Das ist der höchste Stand seit Dezember 2012. Die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig knapp zwei Prozent wird damit erstmals seit Januar 2013 wieder überschritten. Im Vormonat hatte der Preisauftrieb eine Rate von 2,0 Prozent erreicht.

Besonders deutlich stiegen im Juli die Preise für Energie. Sie verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,4 Prozent. Nahrungs- und Genussmittel kosteten 2,5 Prozent mehr. Die Preise für Dienstleistungen stiegen um 1,4 Prozent, die Preise für Industriegüter klettern nur um 0,5 Prozent - und damit jeweils unterdurchschnittlich stark.

Kernrate deutlich unter der Schwelle

Ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak lag das Preisniveau im Euroraum 1,1 Prozent höher als vor einem Jahr. Analysten hatten einen Anstieg um lediglich 1,0 Prozent erwartet, nachdem die sogenannte Kernrate der Inflation im Vormonat 0,9 Prozent betragen hatte.

Die Kernrate gilt unter Ökonomen als aussagekräftiger für die Preisentwicklung als die Gesamtinflation, weil die Preise für Energie und Nahrungsmittel oft stärker schwanken. Für die Ausrichtung ihrer Geldpolitik orientieren sich auch die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) an dieser Linie. Da die Kernrate noch deutlichen Abstand zur 2,0-Prozent-Marke hält, dürften die Geldpolitiker weiter keinen Handlungsdruck verspüren.

Der für alle Kreditgeschäfte der Eurozone maßgebliche EZB-Leitzins liegt seit März 2016 bei Null. Zusätzlich versuchen die Notenbanker um EZB-Chef Mario Draghi, den europäischen Wirtschaftsraum auch durch eine seit Jahren andauernde Aufkaufaktion am Anleihenmarkt anzukurbeln.

Die Gesamtwirtschaft in der Eurozone verlor im Frühjahr jedoch weiter etwas an Schwung. Laut einer ersten Eurostat-Schätzung lag die Wirtschaftsleistung (BIP) im ersten Quartal 0,3 Prozent höher als im Quartal davor. Damit hat sich das Wachstum den zweiten Monat in Folge abgeschwächt, und es wurde die niedrigste Wachstumsrate seit dem dritten Quartal 2016 erreicht. Volkswirte hatten für das zweiten Quartal ein Plus von 0,4 Prozent erwartet.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen