Ukraine-Gespräche enttäuschen Inflationssorgen lasten auf Wall Street
11.03.2022, 00:13 Uhr
Die Verluste an der Wall Street fielen moderat aus.
(Foto: picture alliance / NDZ/STAR MAX/IPx)
Nicht nur der Ukraine-Krieg hält die Wall Street in Atem. Auch die gestiegenen Verbraucherpreise drücken auf die US-Börsen. Nach den Gewinnen vom Vortag geben die Kurse wieder nach. Sie grenzen aber die Verluste im späten Handel merklich ein.
Die US-Börsen haben leichte Abschläge hinnehmen müssen. In Verlauf erholten sich die Indizes wieder von höheren Verlusten. Neben dem Krieg in der Ukraine belasteten deutlich gestiegene Verbraucherpreise und Gewinnmitnahmen nach der Erholungsbewegung am Vortag das Sentiment.
Der Dow-Jones-Index schloss 0,3 Prozent tiefer bei 33.174 Punkten, der S&P-500 gab 0,4 Prozent nach. Der technologielastige Nasdaq-Composite notierte 0,9 Prozent tiefer. Dabei gab es insgesamt 1362 (Mittwoch: 2498) Kursgewinner und 1953 (833) -verlierer. Unverändert schlossen 103 (132) Titel.
Das Treffen der Außenminister Russlands und der Ukraine, auf das der Markt am Vortag große Hoffnungen gesetzt hatte, ist ergebnislos verlaufen. Immerhin wollen die Außenminister Sergej Lawrow und Dmytro Kuleba weiterverhandeln. "Gestern gab es diese Rally und schon sind Gewinnmitnahmen zu beobachten. Es gibt sehr wenig Überzeugung in diesem Markt", sagte Marktstrategin Agnes Belaisch vom Barings Investment Institute.
Im Handel war zu vernehmen, dass die Erwartungen an das Außenministertreffen überzogen gewesen seien. Daher hielten sich Enttäuschung und Kursverluste noch in Grenzen. Für Beunruhigung sorgten dagegen neue russische Forderungen an die Adresse der Ukraine, nachdem es am Vortag noch so ausgesehen hatte, als ob beide Kriegsparteien von ihren Maximalforderungen abgerückt seien.
Die Verbraucherpreise in den USA sind derweil im Februar noch deutlicher geklettert als ohnehin befürchtet. Die US-Inflation erreichte ein 40-Jahreshoch. Die Kernrate traf die hohen Erwartungen hingegen. Anleger dürften nun einen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten bei der anstehenden US-Notenbanksitzung nächste Woche einpreisen. Dies dürfte die Aktienkurse belasten, hieß es.
Dollar zeigt sich gestärkt
Am Devisenmarkt zog der Dollar mit den Daten zu den Verbraucherpreisen deutlich an. Der Dollarindex stieg um 0,6 Prozent. Der Euro sank auf 1,0981 Dollar und gab damit frühere Aufschläge nach falkenhaften Aussagen der EZB wieder ab. Die Inflationsdaten untermauerten die Erwartung, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen erhöhen werde, hieß es am Markt. Am US-Rentenmarkt verkauften Anleger Anleihen mit der Aussicht auf steigende US-Zinsen, sodass die Renditen nach oben zogen. Die Rendite für zehnjährige Papiere stieg um 3,9 Basispunkte auf 1,99 Prozent.
Die Erdölpreise zeigen sich nach dem Ölpreisabsturz am Vortag volatil. Mitauslöser des Absturzes am Vortag war die Nachricht, dass die Vereinigten Arabischen Emirate die anderen Opec-Mitglieder dazu drängen wollten, die Ölproduktion zu erhöhen. Nun trat der Energieminister der Emirate dem entgegen und betonte, sich an die Vereinbarungen der Gruppe Opec+ halten zu wollen. Dies trieb die Preise zunächst nach oben, im weiteren Verlauf gaben die Preise jedoch wieder nach, nachdem Russland versichert hat, alle Energielieferungen ins Ausland aufrechtzuerhalten. Der Goldpreis notierte nach dem Vortagesabsturz etwas erholt. Die Feinunze ging für knapp unter 2.000 Dollar um.
Goldman Sachs kehrt Russland den Rücken
Goldman Sachs (-1,1 Prozent) wird die erste der großen Wall-Street-Banken sein, die Russland nach dem Angriff auf die Ukraine den Rücken kehrt. Die Bank kündigte Schritte an, ihre Aktivitäten in dem Land zu beenden. "Goldman Sachs wickelt sein Geschäft in Russland in Einklang mit regulatorischen und lizenzbezogenen Anforderungen ab", sagte ein Sprecher.
Amazon gewannen 5,4 Prozent. Der Internetriese will einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 20 vornehmen, um die Aktie erschwinglicher zu machen für Kleinanleger. Der Cybersicherheitsexperte Crowdstrike Holdings rechnet im laufenden Jahr mit einem Umsatz von über 2 Milliarden Dollar, nachdem er gerade erstmals die 1-Milliarde-Dollar-Grenze geknackt hat. Das übertraf ebenso die Erwartung der Analysten wie der berichtete Umsatz im ersten Quartal. Die Aktie machte einen Satz um 12,5 Prozent nach oben.
Asana weitete dagegen den Verlust im Berichtsquartal trotz stärker als gedacht gestiegener Erlöse aus, der Kurs brach um 22,1 Prozent ein. Der Datenmanager Couchbase enttäuschte mit dem Umsatzausblick, während die berichteten Quartalszahlen die Konsensschätzungen knapp übertrafen. Der Kurs reagierte darauf mit einem Minus von 9,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, chf/DJ