Ende eines Startup-Hypes Investitionen in "Fintech" brechen ein
22.02.2017, 17:23 Uhr
Fintecs sind Hoffnung und Betrohung zugleich für die Manager in Londons Banktürmen.
(Foto: dpa)
Junge Firmen mit innovativen Geschäftsmodellen würden den Banken bald ihr Kerngeschäft wegschnappen, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder prophezeit. Der Andrang der Investoren war riesig - doch nun werden sie plötzlich vorsichtig.
Die weltweiten Investitionen in Startup-Unternehmen aus dem Finanzsektor, sogenannte Fintechs, sind im vergangenen Jahr um fast die Hälfte zurückgegangen. Das geht aus einem Bericht der Beratungsgesellschaft KPMG hevor. Gaben Investoren 2015 noch 46,7 Milliarden Dollar für Übernahmen von oder Beteiligungen an innovativen Finanzfirmen aus, waren es 2016 noch 24,7 Milliarden Dollar. Besonders drastisch war der Einbruch in Europa. Hier sanken die Investitionen von 10,9 Milliarden Dollar um fast 80 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar.
Fintechs galten in den vergangenen Jahren als eines der vielversprechendsten Segmente im Startup-Bereich. Mit innovativen technologischen Lösungen für Finanzdienstleistungen von weltweiten Überweisungen, mobilen Zahlungsmethoden bis zu Finanzierungen und Investment-Dienstleistungen machen junge Unternehmen herkömmlichen Banken und Versicherungen Konkurrenz. Da viele Finanzkonzerne und Traditionsbanken als innovationsschwach gelten, wurde prophezeit, dass sie ein Großteil ihres Geschäfts an Fintechs verlieren könnten - oder diese für viel Geld aufkaufen würden.
Wachsendes Interesse an Insurtec
Entsprechen pumpten Investoren in den vergangenen Jahren Rekordsummen in die Finanzstartups. Innerhalb von vier Jahren hatte sich die Investitionssumme in dem Sektor von vier Milliarden Dollar im Jahre 2012 auf 47 Milliarden Dollar 2015 nahezu verzwölffacht. "Es gab einen großen Ansturm auf Fintech 2014 und 2015, als Investoren weltweit an die Idee neuer und durchschlagender Geschäftsmodelle glaubten", sagt Warren Mead, Fintech-Experte und KPMG-Partner. Im vergangenen Jahr trat jedoch eine Verunsicherung bei den Investoren ein, zu der laut der Studie unter anderem die Entscheidung der Briten für den Brexit und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beitrug. "Investoren scheinen mehr Beweise zu wollen, dass innovative Ideen auch in großem Maßstab gewinnbringend umgesetzt werden können", sagt Mead.
Je nach Geschäftsfeld stellt sich die Lage Fintechs allerdings unterschiedlich da. Im Bereich Bezahltechnologie und -apps etwa, in dem in den vergangenen Jahren besonders viele Unternehmen gegründet wurden, ging die Investitionstätigkeit wieder deutlich zurück. Dagegen zogen die Investitionen bei Insurtechs, also Startups in der Versicherungsbranche, auch im vergangenen Jahr weiter an. In diesem Bereich erwarten die KPMG-Experten auch im kommenden Jahr ein anhaltendes Wachstum.
Aber auch in anderen Bereichen sehen die Studienautoren Grund für Optimismus. So weisen sie generell darauf hin, dass die Investitionssummen in 2014 und 2015 exzeptionell waren und auch im vergangenen Jahr immer noch mehr Geld in den Sektor floss als in 2013 und allen Jahren zuvor. Besonderes Interesse sagen die Experten unter anderem Startups für Anwendungen Künstlicher Intelligenz in der Finanzbranche voraus.
Quelle: ntv.de, mbo