Milliardär setzt auf Agrarwesen Jack Ma ist mit einer neuen Geschäftsidee zurück
27.11.2023, 12:27 Uhr Artikel anhören
Der in Ungnade gefallene Milliardär war seit Herbst 2020 nur noch selten in der Öffentlichkeit gesehen worden.
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Seit der geschasste Multimilliardär Jack Ma die Leitung des Online-Riesen Alibaba abgegeben hat, gilt das Interesse des 59-Jährigen nicht mehr der Tech-Branche. Mit einer Neugründung setzt der Unternehmer auf die veränderten Essgewohnheiten der Chinesen.
Das einstige Aushängeschild der chinesischen Tech-Industrie kehrt der Branche den Rücken zu: Der Mitbegründer des Online-Riesen Alibaba Jack Ma hat die Branche gewechselt und ein neues Unternehmen mit dem Namen "Hangzhou Ma's Kitchen Food"gegründet. Nach Informationen der Zeitung "South China Morning Post" will das Unternehmen nicht nur abgepackte Lebensmittel verkaufen, sondern landwirtschaftliche Erzeugnisse auch selbst verarbeiten und vertreiben. Das Firmenkapital beläuft sich dem Bericht zufolge auf zehn Millionen chinesische Yuan, umgerechnet 1,4 Millionen Dollar.
Die jüngste Idee von Ma wird von einigen Experten als Einstieg in das Geschäft mit Fertiggerichten interpretiert. Während der Corona-Pandemie haben viele chinesische Konsumenten ihre Essgewohnheiten zwangsläufig angepasst. Seitdem boomt die Branche. Einem Bericht des Marktforschungsunternehmens iiMedia Research zufolge wird für die chinesische Fertiggerichte-Industrie in diesem Jahr ein Umsatz von rund 510 Milliarden Yuan, umgerechnet 71 Milliarden Dollar, erwartet - mit dem Potenzial, sich in den nächsten drei Jahren zu verdoppeln.
"Ma's Kitchen" ist nur eines von mehreren neu gegründeten Unternehmen, die Teil der Wette des Unternehmers auf die Landwirtschaft sind. Im Juli wurde zuletzt bekannt, dass Ma hinter einem Fischerei- und Landwirtschafts-Startup mit dem Namen "1.8 Metres Marine Technology" steckt. Das Unternehmen ist unter anderem in den Bereichen Fischereiprodukte, Fütterung und Lebensmittelverarbeitung tätig.
Der in Ungnade gefallene Milliardär war seit Herbst 2020 nur noch selten in der Öffentlichkeit gesehen worden, nachdem er öffentlich die Finanzregulierungsbehörden seines Landes kritisiert hatte. Er nannte das Finanzsystem veraltet und verglich es mit den traditionellen chinesischen Pfandhäusern. Als Folge davon wurde Ma von den Behörden einbestellt. Wenige Tage später sagten die Regulierer kurzfristig den Börsengang von Ant, dem Finanzarm von Alibaba, ab. Es hätte der größte Börsengang der Welt werden sollen.
Doch Chinas Behörde für Marktregulierung leitete eine Untersuchung wegen möglicher "monopolistischer Praktiken" gegen Alibaba ein. Hintergrund des Vorgehens gegen Alibaba und Ant sind Bestrebungen der Führung des Landes, den stark gewachsenen Einfluss privater chinesischer Tech-Firmen und ihrer Gründer auf die Wirtschaft der Volksrepublik einzudämmen - Präsident Xi sieht durch sie sowohl die finanzielle als auch die politische Stabilität gefährdet.
Seit der 59-jährige Multimilliardär Ma die Leitung des E-Commerce-Riesen abgegeben hat, soll er Presseberichten zufolge im vergangenen Jahr länger in Japan gelebt und sich intensiv mit Agrartechnik beschäftigt haben. Im Oktober 2021 war Ma in Spanien, um sich über Landwirtschaft und Umwelttechnologie zu informieren. Er reiste aber auch in die Niederlande, nach Japan und Thailand, um sich dort über landwirtschaftliche Technologie zu informieren. Im Mai gab das Tokyo College bekannt, dass Ma einen Lehrauftrag übernehmen und gleichzeitig zu nachhaltiger Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion forschen wird.
Quelle: ntv.de, jki