Wirtschaft

Geschäftsführer verfasst Brandbrief Kaiser's Tengelmann laufen Mitarbeiter weg

Die Situation bei der defizitären Supermarktkette Kaiser's Tengelmann wird immer dramatischer.

Die Situation bei der defizitären Supermarktkette Kaiser's Tengelmann wird immer dramatischer.

(Foto: dpa)

Bei Kaiser's Tengelmann spitzt sich die Lage immer weiter zu. Kurz vor der Zerschlagung der defizitären Supermarktkette verlassen die Mitarbeiter das Unternehmen in Scharen. Der Geschäftsführer appelliert nun an seinen Chef, die Reißleine zu ziehen.

Bei der angeschlagenen Supermarktkette Kaiser's Tengelmann gehen offenbar scharenweise Mitarbeiter von Bord. Geschäftsführer Raimund Luig schreibt in einem Brief, der n-tv.de vorliegt, an Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub, im Oktober müsse das Team "Nationales Qualitätsmanagement" aufgelöst werden.

Im zentralen Dienstleistungszentrum habe es in den vergangenen zwei Jahren 100 Eigenkündigungen gegeben. Die gesamte IT, an der die Logistik und das Kassensystem hängen, drohe zusammenzubrechen. Luig appelliert in dem Brief vom 6. September an Haub, am kommenden Freitag die Reißleine zu ziehen. "Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich eine Entscheidung", schreibt der Manager.

Wegen des langen Tauziehens um die Fusion von Kaiser's Tengelmann mit dem Branchenprimus Edeka will Haub nach gegenwärtigem Stand dem Aufsichtsrat am Freitag vorschlagen, das Unternehmen zu zerschlagen - das heißt, teils zu verkaufen, für andere Teile Insolvenzantrag zu stellen. "Unsere Vermieter sind verunsichert und suchen nach Alternativen. In München hat die gesamte Expansionsabteilung zu unseren Wettbewerbern gewechselt und spricht nun teilweise gezielt unsere Vermieter an, um sich als Nachmieter ins Gespräch zu bringen", schreibt Luig an Haub, der Eigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender ist.

Schrumpfendes Filialnetz

Es stehe bereits fest, dass die Supermarktkette Ende 2016 auf bundesweit nur noch 405 Filialen schrumpfe, 2017 würden weitere 25 Filialen geschlossen, da Mietverträge nicht verlängert oder Optionen auf Mietvertragsverlängerungen nicht gezogen würden.

Konkurrent Rewe hatte sich vergeblich um Kaiser's Tengelmann bemüht. Rewe-Chef Alain Caparros will aber nun zu einer Lösung für die von der Zerschlagung bedrohte Supermarktkette beitragen.

Edeka und Haub hatten ihre Fusionspläne vor knapp zwei Jahren besiegelt. Doch die Umsetzung steht auf der Kippe. Das Kartellamt legte sein Veto gegen die Übernahme ein, im März hebelte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel dieses nach langer Prüfung aus. Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hatte die sogenannte Ministererlaubnis dann aber auf Eis gelegt. Die Düsseldorfer Richter hegen den Verdacht, dass Gabriel es in dem Ministererlaubnis-Verfahren an der nötigen Neutralität fehlen ließ. Gabriel, Edeka und Tengelmann gehen nun vor dem Bundesgerichtshof gegen das OLG vor. Dieses will Mitte November entscheiden.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen