Wirtschaft

IFO-Index stagniert unerwartet Konjunktur erholt sich nur in Trippelschritten

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Industrie, Handel und Bau erholen sich - nicht so schnell wie erhofft.

Industrie, Handel und Bau erholen sich - nicht so schnell wie erhofft.

(Foto: picture alliance/dpa)

In den Chefetagen der deutschen Unternehmen kühlt sich die Zuversicht beim Blick auf die Konjunktur wieder etwas ab. Die Firmen beurteilten ihre Lage wieder etwas trüber als zuletzt. Neue Bestellungen gehen weiter nur zögerlich ein. Dennoch sehen die Experten die Erholung intakt - nur eben sehr verhalten.

Nach drei Anstiegen in Folge tritt die Stimmung in der deutschen Wirtschaft überraschend nur auf der Stelle. "Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich schrittweise aus der Krise heraus", sagte IFO-Präsident Clemens Fuest. Das IFO-Geschäftsklima stagnierte im Mai auf dem Vormonatswert von 89,3 Punkten, wie das Münchner Institut zur Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Fachleute hingegen hatten auch für Mai einen spürbaren Anstieg erwartet und sprachen von enttäuschenden Daten.

Die Firmen beurteilten ihre Geschäftslage schlechter als zuletzt, ihre Aussichten für die kommenden Monate aber günstiger. Industrie, Handel und Bau erholten sich, während die Dienstleister einen Dämpfer bekamen. Im verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge.

Die Firmen waren merklich zufriedener mit ihren Geschäften, und auch der Ausblick war weniger pessimistisch, wie Fuest sagte. "Der Auftragsbestand war allerdings weiter rückläufig." Im Handel zog der Index spürbar an. "Die Geschäftserwartungen verbesserten sich deutlich, bleiben aber weiterhin von Skepsis geprägt." Im Bauhauptgewerbe ging es erneut bergauf. "Auftragsmangel bleibt aber ein zentrales Problem", hieß es. "Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im laufenden Frühjahrsquartal erneut wachsen", sagte der Leiter der IFO-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Aber der Aufschwung bleibt ein zartes Pflänzchen."

Experte: Ampel geht Erosion der Standortqualität nicht an

Analyst Elmar Völker von der LBBW sprach von einem leichten Stimmungsdämpfer, rechnet jedoch mit fortgesetzter Konjunkturerholung. "Die Bäume wachsen aber gleichwohl nicht in den Himmel." Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank sieht als Belastungen weiter Auftragsmangel, Realeinkommensverluste, hohe Zinsen und eine verunsichernde Wirtschaftspolitik. "Es bleibt dabei, dass ein Mini-Wachstum vorerst das Höchste der Gefühle ist."

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer rechnet damit, dass die Wirtschaft auch im laufenden zweiten Quartal noch nicht nennenswert wächst. Erst ab der Jahresmitte dürfte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nachhaltig erholen. "Wobei die Aufwärtsbewegung moderat ausfallen sollte, weil die Bundesregierung die langjährige Erosion der Standortqualität nicht entschieden angeht."

KfW: Tal wohl durchschritten

Die Wirtschaft ist Anfang des Jahres dank steigender Exporte und Bauausgaben an einer Rezession vorbeigeschrammt. Es ging zwischen Januar und März um 0,2 Prozent bergauf und damit so kräftig wie seit einem Jahr nicht mehr. Die Bundesbank und andere Fachleute rechnen damit, dass sich die Erholung im laufenden zweiten Quartal fortsetzt. "Alles in allem dürfte das Konjunkturtal weitgehend durchschritten sein", sagte Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib von der staatlichen Förderbank KfW.

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Für Schwung dürfte der private Konsum sorgen - nicht zuletzt dank der abebbenden Inflation. Im Einzelhandel ging es im Mai zwar leicht bergauf. "Er hat aber noch Luft nach oben", sagte IFO-Experte Wohlrabe. "Die Verbraucher halten sich noch zurück."

Insgesamt dürfte das BIP - also die Summe aller produzierten Waren und Dienstleistungen - nach Prognose der Bundesregierung 2024 um 0,3 Prozent steigen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet nach einer Umfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen allerdings nur eine Stagnation.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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