Wirtschaft

Wenig Fehlzeiten im GastgewerbeKrankmeldungen im Einzelhandel auf höchstem Stand seit 2003

18.12.2025, 20:12 Uhr
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Für die Untersuchung wurden die Daten von mehr als 100.000 im Einzelhandel beschäftigten Versicherten ausgewertet. (Foto: picture alliance/dpa)

Angestellte im Einzelhandel sind immer häufiger krank, zeigt eine Auswertung - insbesondere wegen psychischer Erkrankungen. Einen noch höheren Krankenstand gibt es in der Pflege und in der Metallerzeugung, während Beschäftigte in zwei weiteren Branchen weniger oft fehlen.

Beschäftigte im Einzelhandel sind laut einer Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg so häufig krankgeschrieben wie seit über 20 Jahren nicht. Der Krankenstand stieg demnach im vergangenen Jahr auf 7,14 Prozent - den höchsten Wert seit Beginn der Erhebung 2003. Damit waren täglich im Schnitt mehr als 7 von 100 Angestellten im Einzelhandel arbeitsunfähig. 2015 lag die Quote nach Angaben der gesetzlichen Krankenversicherung nur bei 5,28 Prozent.

Für die Untersuchung wurden die Daten von über 100.000 im Einzelhandel beschäftigten Versicherten ausgewertet. Die Gesundheitskasse betreut nach eigenen Angaben rund drei Millionen Versicherte. Besonders auffällig sei laut AOK der starke Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. 2024 war jede beziehungsweise jeder Beschäftigte im Schnitt 5,7 Tage wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig. Vor zehn Jahren lag der Wert noch bei 3,9 Tagen. Die Zahl der Fehltage ist seitdem um fast 50 Prozent gestiegen.

Handelsverband lehnt telefonische Krankschreibung ab

Die Geschäftsführerin des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg, Merit Kirch, nennt mehrere Gründe für den höheren Krankenstand im Einzelhandel: "Dazu zählen eine hohe psychische Belastung durch den intensiven Kundenkontakt, die angespannte Personalsituation, Sorgen um den Arbeitsplatz sowie zunehmender Kostendruck und der wachsende Wettbewerb durch den Onlinehandel." Der stationäre Einzelhandel hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Zwischen August 2024 und August 2025 registrierte der Kreditversicherer Allianz Trade 2.490 Insolvenzen - so viele wie seit Jahren nicht mehr.

Der hohe Krankenstand belaste die Unternehmen in schwierigen Zeiten zusätzlich und schwäche die Wettbewerbsfähigkeit der Branche, beklagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Eine Ursache dafür sieht er in der telefonischen Krankschreibung. Der Verband fordert, diese wieder abzuschaffen. Nach zwei Jahren könne man genau sehen, ob es zu einem Rückgang der Krankschreibungen gekommen sei, so Genth. Die Möglichkeit, sich per Telefon krankschreiben zu lassen, war in der Corona-Pandemie eingeführt worden. Ende 2023 trat eine dauerhafte Regelung in Kraft.

Krankenstand variiert je nach Branche stark

Der Krankenstand im Einzelhandel lag der Analyse zufolge 2024 allerdings weiterhin leicht unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt von 7,18 Prozent. Ein möglicher Grund: Die Beschäftigten im Einzelhandel sind mit 37,7 Jahren im Durchschnitt deutlich jünger als in anderen Branchen, wo der Altersdurchschnitt bei 41 Jahren liegt.

In der Pflege lag die Quote des krank gemeldeten Personals 2024 bei 9,36 Prozent, in der Metallerzeugung bei 9,33 Prozent und in der öffentlichen Verwaltung bei 8,70 Prozent. Deutlich niedriger ist der Anteil unter anderem in der Branche Finanzen/Versicherungen (5 Prozent) und im Gastgewerbe (4,84 Prozent).

Quelle: ntv.de, bho/dpa

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