Münzen und Scheine unbeliebter Liebe der Deutschen zum Bargeld schwindet
01.07.2024, 16:58 Uhr Artikel anhören
Im vergangenen Jahr wurden nur noch 51 Prozent aller Einkäufe mit Scheinen und Münzen beglichen.
Immer weniger Deutsche zahlen ihre Einkäufe mit Bargeld. Stattdessen setzen sie an der Kasse auf Karten oder das Smartphone. Besonders beliebt ist das Bezahlen mit dem Handy bei den Jüngeren. Die Bundesbank geht davon aus, dass der Trend weiter anhält.
Bezahlen an der Ladentheke mit Scheinen und Münzen wird auch bei den Deutschen immer unbeliebter. Immer mehr werden Einkäufe inzwischen bargeldlos per Karte oder mit dem Smartphone bezahlt, wie aus der veröffentlichten jüngsten Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland hervorgeht. Demnach wurden 2023 nur noch 51 Prozent aller Einkäufe mit Scheinen und Münzen beglichen, nach 58 Prozent im Jahr 2021.
"Dieser Rückgang ist zwar nicht mehr so ausgeprägt wie während der Corona-Pandemie", erklärte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz. "Aber dennoch sinkt der Barzahlungsanteil schneller als in den Jahren zuvor, als der Rückgang nur jeweils einen Prozentpunkt pro Jahr betrug." 2020 hatte der Bargeldanteil noch bei 60 Prozent gelegen. Im Jahr 2017 waren es noch 74 Prozent gewesen.
Mit einem Bargeldanteil von 51 Prozent beim Bezahlen gehöre Deutschland nach wie vor zur Spitzengruppe in Europa, zu der auch Österreich und Italien zählten, sagte Balz. In den skandinavischen Ländern sind Scheine und Münzen dagegen bereits ein Auslaufmodell: In Schweden liegt der Anteil inzwischen nur noch bei acht bis neun Prozent. Das Land mit der niedrigsten Bargeldquote in Europa ist laut Balz Norwegen mit einem Minianteil von drei Prozent.
Bankkarte zweithäufigst genutztes Zahlungsmittel
Hinter der abnehmenden Bargeld-Nutzung steht laut Bundesbank der Trend zum Bezahlen mit der Bankkarte (Debitkarte) und der Vormarsch des Zahlens per Mobiltelefon mittels Apps. Mit einem Anteil von 27 Prozent aller Transaktionen war 2023 die Bankkarte das Zahlungsmittel mit der zweithäufigsten Nutzung - eine deutliche Zunahme von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2021.
Das Bezahlen mit dem Handy per App hat ausgehend von einem niedrigen Niveau ebenfalls kräftig zugenommen. Der Anteil an den Transaktionen verdreifachte sich auf sechs Prozent. "Die mobilen Bezahlverfahren wie Apple Pay oder die Bezahl-Apps der Banken und Sparkassen sind insbesondere bei den jüngeren Befragten beliebt", sagte Balz. Bei den 25- bis 34-Jährigen sprang der Anteil von vier auf 14 Prozent.
Insgesamt haben sich die Vorlieben der Deutschen laut Bundesbank zugunsten unbarer Zahlungsmittel verschoben. Bei freier Wahl würden inzwischen laut Studie 44 Prozent am liebsten unbar bezahlen - drei Prozentpunkte mehr als 2021. "Insbesondere jüngere und auch einkommensstärkere Gesellschaftsgruppen präferieren eher die bargeldlosen Zahlungen", so Balz. 28 Prozent der Deutschen bevorzugten Bargeld beim Bezahlen ihrer Einkäufe. "Das sind ähnlich viele wie im Jahr 2021", so Balz. 28 Prozent hatten keine Präferenzen.
5700 Menschen für Studie befragt
Die Beliebtheit des Zahlens mit dem Handy nimmt weiter zu. Von den Befragten, die das bargeldlose Zahlen bevorzugten oder keine Präferenzen zeigten, zahlten 2023 14 Prozent am liebsten mit dem Handy. Damit verdoppelte sich ihr Anteil im Vergleich zu 2021. Aus Sicht von Balz wird mit der Einführung eines digitalen Euros in den nächsten Jahren die Bargeldnutzung voraussichtlich weiter sinken. Wenn ein digitaler Zwilling zum Bargeld zur Verfügung gestellt werde, würden die Menschen damit auch bezahlen. "Das wird sicherlich auch auf Bargeld-Nutzungsquoten dann Einfluss haben", sagte Balz.
Die Bundesbank rechnet frühestens 2028/2029 mit der Einführung einer digitalen Version der Gemeinschaftswährung im Euroraum. Balz ist Mitglied der Task Force der Europäischen Zentralbank zum digitalen Euro. Seit 2008 untersucht die Bundesbank regelmäßig das Zahlungsverhalten in Deutschland. An der jüngsten Studie zum Zahlungsverhalten, der inzwischen siebten, nahmen 5700 Menschen teil, die das Marktforschungsinstitut Forsa im Zeitraum September bis Ende November 2023 befragte.
Quelle: ntv.de, jki/rts