Wirtschaft

Engpass auf Deutschlands StraßenLogistikbranche fehlen 120.000 Lkw-Fahrer

29.12.2025, 12:56 Uhr
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Um den Fahrermangel zu bekämpfen, sieht der Bundesverband Güterverkehr auch die Politik am Zug.

Zu wenige Lkw-Fahrer, volle Straßen: Der Fahrermangel in Deutschland erreicht kritische Ausmaße. Verbände sehen die Politik in der Pflicht, schnell zu handeln, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.

Die deutsche Logistikbranche schlägt Alarm wegen zunehmender Personalengpässe. "Es fehlen momentan 120.000 Lkw-Fahrer plus X", sagte der Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt. Pro Jahr gingen etwa 30.000 bis 35.000 Fahrer in den Ruhestand. Dem stünden jedoch nur 15.000 bis 20.000 Nachfolger gegenüber. Die Lücke werde sich daher absehbar weiter vergrößern.

"Wir hören von vielen Transportunternehmen, dass sie zunehmend Fahrzeuge stilllegen und Bestellungen stornieren, weil ihnen schlicht die Fahrer für die Lkw fehlen", sagte Engelhardt. Viele Logistikdienstleister würden sich auch nicht mehr an Ausschreibungen beteiligen, weil die zu erwartenden Frachterlöse bei den durch den Fahrermangel überdurchschnittlich gestiegenen Personalausgaben keine Kostendeckung erwarten ließen.

"Die schon heute immer wieder zu sehenden Leerstellen in den Regalen rühren nicht nur daher, dass sich die jeweilige Supermarktkette gerade mit einem Lebensmittelhersteller über die Preise streitet", sagte der BGL-Vorstandssprecher. 80 Prozent der Waren und Güter in Deutschland würden auf der Straße transportiert. "Was passiert, wenn Lieferengpässe um sich greifen, konnte man während Corona sehen - Stichwort 'Klopapier'."

Eine Entlastung durch das sogenannte autonome Fahren, bei dem sich Lkw mittels Sensoren, Kameras sowie Künstlicher Intelligenz (KI) ohne Mensch am Steuer fortbewegen, erwartet der Branchenverband nicht. Lkw-Fahrer dürften unverzichtbar bleiben, da sie auch Begleiter und Bewacher der ihnen anvertrauten Güter seien. "Sie sind verantwortlich für die rechtssichere Übergabe der Ladung an den Empfänger sowie für Transport- und Ladungssicherung", betonte Engelhardt. Auch in absehbarer Zukunft sei nur ein Mensch in der Lage, bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen einzugreifen.

Der Bundesverband warnt vor den Folgen eines möglichen russischen Angriffs auf ein osteuropäisches Land für die Branche. Dann müssten europaweit Zehntausende Lkw-Fahrer in ihre jeweiligen Heimatländer zurück. Das würde den Fahrermangel noch weiter verschärfen. "Auf deutschen Autobahnen hat schon fast jeder zweite Lkw ein ausländisches Kennzeichen", sagte Engelhardt. "Und auch bei den Lkw mit deutschem Kennzeichen sitzt schon bald hinter jedem dritten Lenkrad jemand mit ausländischem Pass." Um den Fahrermangel zu bekämpfen, sieht der Verband auch die Politik am Zug. So sollte die Visaerteilung für Fahrpersonal aus Drittstaaten erleichtert werden. Auch könnten Führerscheinerwerb und Berufskraftfahrer-Qualifikation in Ländern außerhalb der EU nach deutschen oder europäischen Standards ermöglicht werden.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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