Zähes Ringen mit dem Eigner MV zittert um seine Werften
07.01.2022, 15:52 Uhr
Rostock ist neben Wismar und Stralsund einer der drei MV Standorte im Nordosten.
(Foto: imago images/Volker Preußer)
Verspätete Gehälter, ausgesetzter Aktienhandel und weiter keine Lösung im Streit mit dem Eigner: Fast 2000 Beschäftigte der MV Werften bangen weiter um ihre Jobs. Die Corona-Krise hat den Eigentümer in schwere Fahrwasser gebracht.
Für die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern spitzt sich die Lage massiv zu: Ein Rettungspaket hängt wegen Unstimmigkeiten zwischen Bund und Eigentümer weiter in der Luft. Wie die IG Metall mitteilte, hat die Geschäftsführung in Wismar den Beschäftigten mitgeteilt, dass die Löhne und Gehälter für Dezember erst kommende Woche gezahlt würden. Für Anspannung sorgt ferner, dass die Aktien des Werften-Eigners Genting in Hongkong vom Handel ausgesetzt werden. Grund ist eine Ankündigung über Informationen aus dem Unternehmen, wie es in einer Mitteilung des Konzerns hieß.
Derweil ringt die Bundesregierung mit dem asiatischen Eigentümer um die Rettung der angeschlagenen Werften mit mehr als 1900 Arbeitsplätzen. Der Bund wolle nicht von seiner Forderung nach einem Eigenbeitrag des Eigentümers abrücken, hieß es aus Politik-Kreisen. "Wir stehen an der Seite des Unternehmens und seiner Beschäftigten, um diese schwere Zeit gemeinsam durchzustehen. Es liegt jetzt einzig an den Eigentümern, ebenfalls einen angemessenen Beitrag zu leisten", sagte Wirtschafts-Staatssekretär Udo Philipp. Dazu sei der Eigentümer, der Konzern Genting Hongkong, derzeit aber nicht bereit. Es fehle ein klares Bekenntnis der Eigentümer zu ihrer Werft, sagte Philipp.
600 Millionen Euro Staatshilfe?
Die Bundesregierung hatte bereits vor Weihnachten einen Finanzierungsvorschlag zur Rettung der angeschlagenen Werften in Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven vorgelegt. Dadurch sollen die Jobs in einer strukturschwachen Region mit nur wenig Industrie gesichert werden. Konkret sollte das riesige Kreuzfahrtschiff "Global Class 1" mit rund 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds fertig gebaut werden. Im Gegenzug verlangte das Wirtschaftsministerium einen Eigenbeitrag des Eigentümers von 60 Millionen Euro. Als Sicherheit für die Finanzspritze des Bundes sollte das Schiff verwendet werden. Der Eigentümer weigert sich aber, selbst einen Beitrag zur Rettung seiner Werften zu leisten.
Die Beschäftigten der MV Werften müssen nun um die Fortführung des Schiffbaus und damit um ihre berufliche Zukunft bangen. Derzeit müssen sie Gewerkschaftsangaben zufolge weiter auf ihre Dezemberlöhne warten. Die Geschäftsführung habe mitgeteilt, dass zwar 30 Millionen Euro auf den Konten der Werft seien, die Löhne aus rechtlichen Gründen aber nicht ausgezahlt werden könnten, sagte Stefan Schad von der IG Metall nach einer Belegschaftsversammlung in Wismar.
Laut NDR geht Stralsund als einer von drei Werft-Standorten in im Nordosten inzwischen davon aus, dass unabhängig vom Ausgang der Hängepartie in der Hansestadt am Strelasund keine Schiffe mehr gebaut werden. Grund seien fehlende Aufträge. Die Kommune verhandele mit dem Eigner bereits über einen Verkauf des Werftgeländes und suche Investoren für neue Industrieansiedlungen.
Genting hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit dem Einbruch der Branche infolge der Corona-Krise geriet der asiatische Mutterkonzern in Schwierigkeiten, die bis heute anhalten.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa