Lichtblick für MV Werften Expeditions-Kreuzfahrtschiff in Stralsund getauft
27.06.2021, 09:56 Uhr
200 Passagiere, Butler, Heli, Mini-U-Boot und eisgängig - "Crystal Endeavor".
(Foto: dpa)
In der Corona-Krise bekommen die MV Werften Schlagseite. Der Kreuzfahrtmarkt bricht zusammen und beim asiatischen Eigner herrscht Ebbe in der Kasse. Bund und Land springen den Standorten mit Hilfen zur Seite - und ersehen ein Aufbruchssignal von der Taufe eines neuen Schiffes.
Rund fünf Jahre nach der Übernahme der MV Werften durch die asiatische Genting-Gruppe aus Hongkong ist in Stralsund am Wochenende der erste Schiffsneubau getauft worden. An der Zeremonie in der Hansestadt im Nordosten nahmen unter anderem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig teil. Das Expeditions-Kreuzfahrtschiff "Crystal Endeavor" wird künftig in der isländischen Hauptstadt Reykjavik seinen Heimathafen haben. Die Taufe ist ein Lichtblick für den Werftenverbund, der in der Corona-Krise schwer gebeutelt mit Staats- und Landeshilfen über Wasser gehalten wird.
Die Genting-Gruppe hatte die Werften in Stralsund, Rostock und Wismar 2016 übernommen. Der asiatische Kreuzfahrt-Konzern wollte in dem boomenden Segment der Schiffstouren von Werftkapazitäten unabhängig sein und sich seine eigene Flotte aufbauen. Dieser Plan erhielt in der Corona-Krise mit dem faktischen Zusammenbruch des weltweiten Tourismus schwere Schlagseite

Washington, Rostock-Laage, Stralsund - das war die Reiseroute von Wirtschaftsminister Altmaier (r.). Schwesig kann derweil mit dem Strelasund und der Insel Rügen aufwarten.
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Auch deswegen sprach MV-Regierungschefin Schwesig bei der Taufe auf dem Helikopterdeck des Schiffes von einem Meilenstein. Das Schiff gebe Hoffnung und Zuversicht, dass es nach schwierigen Zeiten mit dem Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern weitergehe. MV Werften hatte Anfang Juni nach monatelangen Verhandlungen rund 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung erhalten.
Altmaier, der erst am Morgen direkt von seinem Besuch aus Washington angereist war, sagte, die Bundesregierung habe in ihrem Konjunkturpaket fast eine Milliarde Euro für den Wandel hin zu klimaneutralem Schiffbau zur Verfügung gestellt. Dies komme allen Werften zugute.
Fest der Superlative
Die zehntägige Jungfernfahrt der "Crystal Endeavor" soll ab Mitte Juli von Reykjavík aus rund um Island und dabei in den arktischen Bereich hineinführen. In der Mitteilung zur Taufe ergingen sich Werft und Konzernspitze dann in Superlativen: Bei dem Schiff handelt es sich demnach um die erste in Deutschland gebaute Luxus-Expeditionsyacht mit Eisklasse. Das 164 Meter lange Schiff sei zudem die schnellste, geräumigste und leistungsstärkste Expeditionsmegayacht der Branche.
Tan Sri Lim Kok Thay, Vorstandschef von Genting Hong Kong, verwies in seiner übermittelten Botschaft noch auf das höchste Verhältnis von Personal zu Gästen in der Branche, nämlich 1:1. Für den Chef der Kreuzfahrtsparte Jack Anderson wird die "Crystal Endeavor" nichts weniger als "einen neuen Standard auf dem Weltmarkt setzen". Werften-Chef Peter Fetten erinnerte daran, dass es deutsche Schiffsbaukunst in der ganzen Welt repräsentieren werde.
Die "Crystal Endeavor" verfügt nach Werft-Angaben über 100 Suiten zwischen 28 und 105 Quadratmetern. Den maximal 200 Passagieren steht rund um die Uhr ein Butler-Service zur Verfügung. Für Kurzweil an Bord sorgen unter anderem sechs Gourmet-Restaurants, ein Casino, ein Solarium, Spa Fitnesscenter und natürlich Shopping-Möglichkeiten. Wer das Schiff trotz alledem zwischendurch für Ausflüge verlassen will: 2 Helikopter, 18 Schlauchboote, 14 Kajaks sowie ein Mini-U-Boot für sechs Gäste stehen bereit. Die "Crystal Endeavor" ist den weiteren Angaben zufolge das neunte Schiff in der Crystal-Cruises-Flotte, Kreuzfahrtsparte des Genting-Konzern.
An den drei Werft-Standorten der Genting-Gruppe im Nordosten arbeiten derzeit noch knapp 3000 Beschäftigte. Das Hilfs- und Sanierungspaket sieht allerdings den Wegfall von 650 Stellen vor. In den Werften wird bereits an weiteren Schiffen für den Konzern gearbeitet.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa