Zukunftspakt soll bald stehen Marke VW blüht "hartes Fitnessprogramm"
14.09.2016, 17:41 Uhr
Betriebsratschef Bernd Osterloh spricht vor den Wolfsburger VW-Beschäftigten.
(Foto: dpa)
Die Kernmarke VW ist renditeschwach und zwingt die Volkswagen-Führung zum Handeln. Die Marke stehe vor einem tiefgreifenden Umbruch. Die Mitarbeiter müssen für neue Aufgaben qualifiziert werden.
Management und Betriebsrat von Volkswagen wollen sich bald auf ein Paket zur Rundumerneuerung der renditeschwachen Hauptmarke VW einigen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Verhandlungen zum Zukunftspakt in den nächsten Wochen zu einem Abschluss bringen können", erklärte Markenchef Herbert Diess nach der Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg. Dabei gehe es um Investitionen und neue Produkte, aber auch um eine höhere Produktivität und Personalabbau.
Betriebsratschef Bernd Osterloh bestätigte, dass beide Seiten in den nächsten vier bis sechs Wochen auf die Zielgerade für einen Zukunftstarifvertrag kämen. "Die Jobs der Stammbelegschaft bleiben sicher."
Die geringe Profitabilität der Kernmarke gilt an der Börse als eine Achillesferse des Zwölf-Marken-Konzerns, der mit den milliardenschweren Folgen des Diesel-Skandals zu kämpfen hat. Im zweiten Quartal hatte sich die Rendite von fast null auf 2,9 Prozent vom Umsatz erholt. Die französischen Konkurrenten Peugeot und Renault schneiden hier doppelt so gut ab.
Der Sanierungsexperte Diess, seit gut einem Jahr an der Spitze des Markenvorstands, will VW auf Vordermann bringen. Im Frühjahr waren Diess und Osterloh darüber hart aneinander geraten. Seither rauften sich Management und Betriebsrat zusammen und diskutierten in Arbeitsgruppen über die Neuausrichtung.
Vor tiefgreifendem Umbruch
"Wir haben ein hartes Fitnessprogramm vor uns", erklärte Personalvorstand Karlheinz Blessing. Die Marke stehe vor einem tiefgreifenden Umbruch. Die Mitarbeiter müssten für neue Aufgaben qualifiziert werden. Zugleich werde Personalstand durch Altersteilzeit der Baby-Boomer-Jahrgänge reduziert. Bei VW sind mehr als 200.000 Mitarbeiter in gut 30 Werken weltweit beschäftigt.
Osterloh erklärte, Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung müssten gleichrangige Ziele bleiben. In den Arbeitsgruppen zeichne sich etwa eine Lösung ab, wie die Werke in die Elektromobilität eingebunden werden sollten. VW hat eine Offensive mit Elektroautos angekündigt.
Um Fehler, wie sie zum Dieselabgasskandal führten, künftig zu vermeiden, startet das Werk Wolfsburg als Pilotprojekt eine Kampagne zu mehr Integrität der Belegschaft. VW-Rechtschefin Christine Hohmann-Dennhardt wurde nach Ausbruch der Affäre von Daimler geholt, um die Unternehmenskultur hin zu mehr Ehrlichkeit und offener Kritik mit umzukrempeln. Dem Magazin "Capital" erklärte Hohmann-Dennhardt, sie wolle das Whistleblower-System erneuern, über das Mitarbeiter Fehlverhalten von Kollegen melden können.
Quelle: ntv.de, wne/rts