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Tarifrunde beginnt Metaller wollen Angebot - Unternehmen weisen Forderung zurück

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Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Geld.

Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Geld.

(Foto: picture alliance/dpa)

Für fast vier Millionen Beschäftigte haben die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie begonnen. Erwartungsgemäß verweisen die Unternehmen auf die angespannte Lage. Die Gewerkschaften erinnern an die Möglichkeit des Streiks.

Unter dem Druck von Rezession und Kaufkraftverlust der Beschäftigten haben die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie begonnen. Die Gespräche in den beiden großen IG-Metall-Bezirken Bayern und Baden-Württemberg endeten wenig überraschend nach Angaben der Tarifparteien ohne Annäherung. Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Geld für die 3,9 Millionen Beschäftigten bei zwölf Monaten Laufzeit. Die Lebenshaltungskosten seien gestiegen, der Konsum müsse als Konjunkturmotor mit höheren Löhnen gestärkt werden, begründete sie die Forderung.

"Wir haben Jahre mit extremen Preissteigerungen hinter uns, die immer noch wirken", erklärte der bayerische IG-Metall-Bezirksleiter Horst Ott. Den Arbeitgebern warf er übertriebene Schwarzmalerei über die Lage der wichtigsten deutschen Industriebranche vor. Seine Kollegin in Baden-Württemberg, Bezirksleiterin Barbara Resch, erklärte, die Lage in den Unternehmen sei unterschiedlich - einigen gehe es schlecht, viele verdienten gut, manche sehr gut. Sie forderte die Arbeitgeber auf, zur nächsten Runde, die zeitgleich mit Bayern am 15. Oktober stattfindet, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. "Das wird eine schwierige Tarifrunde", sagte sie.

BaWü gibt Nullrunden-Forderung auf

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hatte die Tarifforderung als viel zu hoch kritisiert. Derart steigende Arbeitskosten erschwerten den Betrieben das Wirtschaften und könnten die schon laufende De-Industrialisierung in Deutschland nicht abwenden. Die Branche stecke in der Rezession ohne Aussicht auf kurzfristige Besserung. Mancherorts werden Standorte geschlossen und Stellen abgebaut, etliche kleinere Firmen gaben schon auf.

"Die Lage ist ernst, die Tarifpartner müssen Verantwortung übernehmen", erklärte die Verhandlungsführerin des Verbandes der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie, Angelique Renkhoff-Mücke. "Wir malen nicht schwarz, wir sehen nur klar: Die Wirtschaftsforschungsinstitute sehen Deutschland auf der Stelle treten." Die Industrie sei nicht nur in der Rezession, sondern "in einer veritablen strukturellen Krise." Sie forderte einen Abschluss mit Augenmaß.

In Baden-Württemberg, wo die Arbeitgeber zunächst eine Nullrunde verlangt hatten, gab der Chef von Südwestmetall, Harald Marquardt, nach dem Austausch Bereitschaft zu einer "moderaten Lohnerhöhung". Ein Plus von sieben Prozent sei aber "völlig überzogen".

Warnstreiks ab Ende Oktober möglich

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In den kommenden Tagen gehen die Verhandlungen in den insgesamt elf Tarifbezirken weiter. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober. Tags darauf sind Warnstreiks möglich. Diese werden auch bereits vorbereitet bei der Gewerkschaft, die seit dem vergangenen Jahr von Christiane Benner geführt wird, der ersten Frau an der Spitze der IG Metall. Auch einen unbefristeten Streik schloss der Bezirksleiter von Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, nicht aus. "Wir bereiten eine Tarifrunde auch mit Arbeitskampf extremst intensiv vor", sagte der Gewerkschafter. "Ob wir einen Arbeitskampf brauchen, entscheiden die Arbeitgeber."

In Nordrhein-Westfalen treffen sich die Tarifparteien zum ersten Austausch der Argumente am morgigen Donnerstag. Auch Giesler verteidigte die Position der Gewerkschaft mit Verweis auf die Inflation. "Ich halte unsere Forderung ernsthaft nicht für zu hoch."

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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