Wirtschaft

Bald mehr Gas als aus Russland? Ministerium rechnet offenbar mit LNG-Überkapazitäten

Rohre, die für die Verlegung der Gasleitung vom schwimmenden LNG-Terminal in Brunsbüttel nach Hetlingen vorgesehen sind.

Rohre, die für die Verlegung der Gasleitung vom schwimmenden LNG-Terminal in Brunsbüttel nach Hetlingen vorgesehen sind.

(Foto: dpa)

Reichen die Gas-Kapazitäten in Deutschland aus? Schon bald könnte es laut einem Bericht Überkapazitäten geben. Demnach erwartet das Wirtschaftsministerium, dass 2024 durch die schwimmenden LNG-Terminals mehr Gas importiert wird als 2021 aus Russland kam.

Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet einem Medienbericht zufolge bei der Realisierung aller Flüssigerdgas-Terminals in Deutschland mit einer deutlichen Überkapazität. Mit Blick auf die geplanten schwimmenden Terminals, die sogenannten "Floating Storage and Regasification Units" (FSRU), würde die "Kapazität der vorhandenen FSRUs sowie der landgebundenen Terminals das Niveau der 2021-Gasimportmengen aus Russland übersteigen", schreibt der digitale Mediendienst "Table Media". Er beruft sich dabei auf einen vertraulichen Vorbereitungsbericht des Ministeriums für ein Treffen im Kanzleramt in dieser Woche.

Demnach werden zehn schwimmende Terminals an der Nord- und Ostsee geplant, davon sechs mit staatlicher Beteiligung. Allein diese schwimmenden Terminals kämen vom Jahr 2024 an auf eine Kapazität von 53 bis 67 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Zusätzlich sollen bis zum Jahr 2026 drei Terminals an Land entstehen, die ebenfalls eine Kapazität von bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Gas haben.

Zum Vergleich: 2021 waren nur 54 Milliarden Kubikmeter per Pipeline aus Russland nach Deutschland importiert worden. Gleichzeitig werden die Überkapazitäten noch dadurch verstärkt, dass auch andere EU-Staaten deutlich mehr Flüssiggas importieren und zugleich der Bedarf in Deutschland bis 2030 deutlich sinken wird.

Mittel für sechstes Terminal gestoppt

Bei den LNG-Projekten sei ein Sicherheitspuffer eingeplant, zitiert der Mediendienst das Ministerium. Bei einigen Projekten seien die Realisierungschancen noch mit Unsicherheiten behaftet. Der Haushaltsausschuss habe vor dem Hintergrund möglicher Überkapazitäten die Mittel für ein sechstes Terminal mit staatlicher Beteiligung gestoppt.

Das Wirtschaftsministerium erklärt laut dem Bericht, für das in Hamburg vorgesehene LNG-Terminal sehe man "derzeit keine realistische Option auf Inbetriebnahme" wegen "Leitungsengpässen". LNG spielt eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen der Bundesregierung, Gaslieferungen aus Russland zu ersetzen.

Die Denkfabrik E3G plädiert in einer Studie allerdings dafür, dass Deutschland seinen Gasverbrauch reduzieren und nicht die alten Kapazitäten wiederherstellen soll. Das müsse ohnehin passieren, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, sagten Maria Pastukohova und Matthias Koch von der Denkfabrik erst kürzlich im "Klima-Labor" von ntv. Dies würde auch viel Geld sparen: "Wir reden nicht von einer zweijährigen Krise. Deshalb sollten wir uns fragen: Wäre es nicht rentabler, wenn wir die Einsparung jetzt vornehmen?", so Pasthukova und Koch.

Quelle: ntv.de, ghö/rts

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