Wirtschaft

X und Tesla haben Nachsehen Musk stellt Ideologie vor Geschäftsinteressen

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Unternehmer und Investoren, die wie Elon Musk Donald Trump im Wahlkampf unterstützen, gibt es in den USA einige. Von ihnen unterscheidet sich Musk in einem wichtigen Punkt: Der Tesla- und X-Chef zieht nicht aus geschäftlichen Interessen in den Kulturkampf.

Ein akkurates Maß ist es nicht, aber die Recherche der "Washington Post" wirft ein vielsagendes Schlaglicht auf die veränderten Prioritäten des reichsten Menschen der Welt: 2021 drehte sich noch rund ein Drittel der Posts von Elon Musk auf der damals als Twitter bekannten Plattform um seine Unternehmen, vor allem um Tesla. Nur zwei Prozent waren politische Äußerungen. In diesem Jahr dagegen hatten 17 Prozent von Musks Posts bei dem inzwischen ihm gehörenden und in X umbenannten Netzwerk politische Inhalte. Obwohl dem Multimilliardär mittlerweile noch mehr Firmen gehören, fiel deren Anteil an Musks Aktivitäten auf X von über 30 Prozent 2021 auf gut 20 Prozent in diesem Jahr.

Wie sehr sich die politischen Ansichten des Unternehmers geändert haben, war schon in den vergangenen Jahren kaum zu übersehen. Einst neigte Musk den Demokraten zu, trat vor allem als Verfechter des Klimaschutzes auf und äußerte sich vergleichsweise selten öffentlich zu kontroversen politischen Themen. Inzwischen verbreitet er rechte Verschwörungsmythen und unterstützt aktiv Donald Trump im US-Präsidentschaftswettkampf. Bisheriger Höhepunkt: ein für die kommende Nacht angekündigtes, live auf X übertragenes Interview der beiden. Auch bei politischen Kontroversen in anderen Ländern hält er sich nicht zurück. So äußerte er sich zustimmend zur AfD in Deutschland, die hitzige Debatte um die jüngsten Ausschreitungen in Großbritannien heizte er unter anderem mit der Prophezeiung eines "unausweichlichen" Bürgerkriegs weiter an.

Die Auswertung von Musks Posts aus X deutet darauf hin, dass der Multimilliardär nicht nur ideologisch weit nach rechts gerutscht ist, sondern dass ihm seine politische Haltung auch wichtiger geworden ist als früher - in manchen Fällen wichtiger als seine geschäftlichen Interessen. So nannte Musk ein neues Gesetz in Kalifornien, wonach Lehrer nicht verpflichtet werden dürfen, Eltern darüber zu unterrichten, wenn Schüler ihre geschlechtliche Identität ändern, als Grund dafür, den Sitz von X aus dem liberalen Westküsten-Staat ins konservative Texas zu verlegen. Sein Kampf gegen die medizinische Unterstützung transgeschlechtlicher Jugendlicher ist eines von Musks dringendsten politischen Anliegen. Eines seiner eigenen Kinder ist eine inzwischen erwachsene Transfrau. In einem Interview sagte Musk, sein "Sohn" sei vom "woke mind virus" getötet worden.

Botschaft an ehemalige Werbekunden: "Go fuck yourself!"

Musk hat bereits Teile von Tesla und SpaceX verlegt - allerdings wegen geschäftlicher Vorteile in Texas. Eine solche Entscheidung aus einem rein gesellschaftspolitischen Grund zu treffen, sei jedoch "ein qualitativer Unterschied", zitiert Bloomberg den kalifornischen Politikwissenschaftler Thad Kousser mit Blick auf X.

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Die Anzeichen mehren sich, dass seine teils extremen Äußerungen auch die potenziellen Käufer von klimafreundlichen Elektroautos, wie Tesla sie herstellt, abschrecken. Musk neue politische Freunde im rechten Spektrum dürften trotz der politischen Übereinstimmung kaum dafür zu gewinnen sein, auf Elektromobilität umzusteigen. Auch kann sich Musk von einer weiteren Präsidentschaft Trumps kaum Unterstützung für die Energiewende erhoffen, der sich Tesla einst verschrieben hatte.

Damit ist Musk unter den Unternehmern und Investoren, die Trump im amerikanischen Wahlkampf unterstützen, ein Sonderfall. Bei den meisten decken sich die Geschäftsinteressen mit dem politischen Engagement. Sie hoffen vor allem auf Steuersenkungen und weniger Regulierung in ihren Branchen. So kalkuliert Musk offensichtlich nicht. Bereits auf einer Konferenz Ende vergangenen Jahres wurde das deutlich, als der X-Chef eine Botschaft an die zahlreichen ehemaligen Werbetreibenden formulierte, die die Plattform unter anderem wegen der verbreiteten antisemitischen Inhalte meiden: "Go fuck yourself!"

Quelle: ntv.de, mbo

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