Absichten früh bezweifelt Musks Twitter-Deal scheitert mit Ansage
09.07.2022, 11:05 Uhr
Meinte Elon Musk es wirklich ernst mit der Twitter-Übernahme?
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Mitte April startet der Tesla-Chef den Versuch einer feindlichen Übernahme von Twitter. Einige Beobachter bezweifeln jedoch von Anfang an, dass Elon Musk Ernst macht. Aktuell scheint der Thriller beendet. Allerdings schreibt nun die Gegenseite an einer Fortsetzung.
Am 4. April gibt Musk in einem Börsendokument bekannt, für knapp 2,9 Milliarden Dollar 73,5 Millionen Twitter-Aktien gekauft zu haben. Das entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent der Anteile und macht den reichsten Menschen der Welt zum größten Twitter-Aktionär. Der Kurs der Twitter-Aktie schnellt in die Höhe. Am folgenden Tag kündigt Twitter-Chef Parag Agrawal an, dass der Gründer des Elektroautobauers Tesla in den Verwaltungsrat der Online-Plattform einziehen soll.
Weniger als eine Woche später, am 10. April, gibt Agrawal dann aber bekannt, dass Musk sich gegen einen Sitz im Verwaltungsrat entschieden hat. "Ich denke, das ist das Beste", fügt der Twitter-Chef hinzu.
Drei Tage später startet Musk plötzlich den Versuch einer feindlichen Übernahme: Er will alle Aktien von Twitter zu einem Stückpreis von 54,20 Dollar kaufen und die Online-Plattform von der Börse nehmen, wie aus einem am 13. April veröffentlichten Börsendokument hervorgeht. Twitter kündigt an, sich gegen eine Übernahme zur Wehr setzen zu wollen.
Musk und Twitter einigen sich plötzlich
Die große Wende erfolgt am 25. April: Twitter und Musk verkünden eine Vereinbarung zum Kauf der Onlineplattform für 44 Milliarden Dollar, auch jetzt sollen die Aktionäre 54,20 Dollar je Aktie erhalten. Musk verspricht, er wolle Twitter "besser machen als jemals zuvor".
Allerdings argwöhnen viele Beobachter, in welche Richtung sich Twitter entwickeln könnte. Kritiker befürchten, dass der streitbare Multimilliardär die Moderation von Inhalten etwa im Kampf gegen Hassbotschaften und die Verbreitung von Falschinformationen stark einschränken könnte.
Am 10. Mai sorgt Musk mit der Ankündigung für Aufsehen, er wolle die Verbannung des früheren US-Präsidenten Donald Trump von Twitter zurücknehmen. "Ich würde das Verbot aufheben", sagt er mit Blick auf die Sperrung von Trumps Nutzerkonto nach der Kapitol-Erstürmung am 6. Januar 2021.
Der Deal liegt auf Eis
Am 13. Mai kündigt Musk überraschend einen vorübergehenden Stopp der Twitter-Übernahme an. Das Geschäft werde auf Eis gelegt, bis Details zur Berechnung der Zahl der Spam- und Fake-Konten bei dem Netzwerk vorlägen. Musk stellt infrage, dass diese wirklich - wie von Twitter angegeben - weniger als fünf Prozent aller Konten ausmachen. Die Aktie stürzt ab.
Noch am selben Tag versichert Musk, er sei weiter an Twitter interessiert. Fachleute zweifeln allerdings daran. Social-Media-Berater Thomas Knüwer etwa sagt ntv, Musk suche "offensichtlich nach einer Ausrede, aus dem Deal noch rauszukommen". Schon zuvor hatten Beobachter Zweifel, dass Musk die 44 Milliarden Dollar stemmen kann. Hinzu kommt, dass Twitter wie die gesamte Techbranche schwächelt und im Ruf eines schlechten Managements steht.
Offiziell ist Musk aber selbst Mitte Juni noch entschlossen, die Plattform zu kaufen. Bei einer Frage-Antwort-Runde mit Twitter-Mitarbeitern ruft er das Ziel aus, die Zahl der Nutzer auf "mindestens" eine Milliarde zu erhöhen.
Die Übernahme platzt offiziell
Am 8. Juli lässt Musk den Deal dann jedoch platzen. In einem von der US-Börsenaufsicht veröffentlichten Schreiben werfen seine Anwälte Twitter vor, gegen die im April besiegelte Übernahmevereinbarung verstoßen und "falsche und irreführende" Angaben gemacht zu haben. Kern des Streits ist nach wie vor die Frage der Spam- und Fake-Konten.
Twitter-Verwaltungsratschef Bret Taylor hält dagegen: Er kündigt an, Musk vor Gericht zu einer Übernahme von Twitter zwingen zu wollen. Das Unternehmen wolle "die Transaktion zu dem Preis und zu den Bedingungen, die mit Herrn Musk vereinbart wurden, abschließen".
Das juristische Nachspiel könnte langwierig und teuer werden. Ob sich Musk zur Übernahme von Twitter zwingen lässt, bleibt abzuwarten. Twitter dürfte aber zumindest versuchen, von Musk die bei einem Bruch der Vereinbarung vorgesehene Vertragsstrafe von bis zu einer Milliarde Dollar zu erhalten.
Quelle: ntv.de, chl/AFP