Wirtschaft

"Viel kriminelle Energie" Mutmaßlicher Metallklau bei Aurubis lässt Aktie einbrechen

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Wegen anhaltender Probleme bei Aurubis suchen Anleger das Weite. Der Kupferhersteller geht davon aus, erneut Opfer von Metalldiebstählen geworden zu sein und kappt die Gewinnprognose. Über Schäden und Hintergründe wird noch gerätselt. Auch der Kurs von Salzgitter gerät unter Druck.

Die Aktie des Hamburger Kupferherstellers Aurubis rauscht nach den jüngsten Berichten über mögliche weitere Diebstähle bei den Metallbeständen in den Keller. In der Spitze brechen die Papiere des MDAX-Unternehmens fast 18 Prozent ein, so stark wie zuletzt vor knapp acht Jahren. Ein Marktteilnehmer bezeichnete die Vorgänge bei dem Unternehmen als "erschreckend", neben dem materiellen Schaden handle es sich um einen massiven Vertrauensverlust. Das Management scheine die Tragweite der Entwicklung erst langsam zu realisieren.

Aurubis hatte erstmals im Juni mitgeteilt, Opfer krimineller Aktivitäten geworden zu sein, konnte zu diesem Zeitpunkt aber nichts über die Höhe des Schadens sagen. Noch vor einem Monat bestätigte Aurubis seinen Ausblick. Jetzt sah sich das Unternehmen offenbar gezwungen, die Prognose einzukassieren.

Lieferanten und Mitarbeiter unter Verdacht

Es gebe "starke Indizien für einen Fehlbestand an Metallen", teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Bei der Überprüfung des Metallbestands soll es zudem große Abweichungen "bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich" gegeben haben, hieß es. Aurubis geht zurzeit davon aus, dass Proben von geliefertem Recyclingmaterial manipuliert wurden. Die bei Analysen des Materials ermittelten Werte der enthaltenen Metalle wie Kupfer, Gold und Silber seien zu hoch angesetzt worden, teilte das Unternehmen mit.

Dadurch sei Lieferanten zu viel Geld gezahlt worden. Der Verdacht richte sich gegen Schrottlieferanten und eigene Mitarbeiter. Aufgrund der Indizien sei davon auszugehen, "dass das Unternehmen Gegenstand weiterer - über die im Juni 2023 veröffentlichten Fälle hinausgehender - krimineller Handlungen geworden ist". Eine Inventur soll nun Klarheit über den Schaden bringen. Mit dem Ergebnis rechnet Aurubis Ende September.

Ob es einen Zusammenhang zwischen dem neuen mutmaßlichen Metalldiebstahl und den im Juni bekannt gewordenen Fällen gibt, ist bislang offen. Nach Einschätzung des Unternehmens hängen sie vermutlich nicht zusammen. Es sei sehr wahrscheinlich, dass es keinen Zusammenhang gebe, sagte ein Aurubis-Sprecher. "Wir können es aber auch nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen."

Die Gewinnwarnung von Aurubis sorgte am Morgen auch bei Salzgitter für ein Kursgewitter. Salzgitter ist mit knapp 30 Prozent an Aurubis beteiligt. Die im SDax notierten Aktien rauschten zwischenzeitlich um über fünf Prozent in den Keller. Auch Salzgitter zog seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2023 zurück. Durch die Bilanzierung sei die Ergebnisentwicklung bei Aurubis fester Bestandteil der Ergebnisplanung und habe unmittelbaren Einfluss auf den erwartbaren Jahresgewinn des Konzerns, kommentierten Analysten.

"Das geht nicht mit der Sackkarre"

Worauf es die mutmaßlichen Metalldiebe bei Aurubis tatsächlich abgesehen hatten, ist unklar. Aurubis raffiniert im großen Stil Kupfer, sodass es die Elektroindustrie wiederverwenden kann. Dabei fallen nebenher auch wertvolle Edelmetall wie Gold und Silber an: "Vielleicht hatten es die Kupferdiebe nicht auf das Kupfer, sondern auf das Edelmetall abgesehen", sagt n-tv-Börsenreporter Frank Meyer.

Bereits im Juni sei über Abweichungen bei den metallhaltigen Zwischenprodukten berichtet worden. "Jetzt ist das Ausmaß offensichtlich größer geworden. Man spricht von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Das entspricht bei einem Goldpreis von 57.000 Euro je Kilo 57 Millionen Euro pro Tonne. Ein Schaden von schätzungsweise 100 Millionen Euro entsprächen dann zwei Tonnen Gold. Das kann man nicht mit der Sackkarre rausfahren. Da muss schon viel kriminelle Energie dahintergesteckt haben", kommentiert Meyer.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

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