Wirtschaft

Jungfernfahrt nach Venedig Neuer Nachtzug strandet in Innsbruck

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Eigentlich sollten die Passagiere schlafend nach Italien gelangen, aufgewacht sind sie aber unverhofft in Österreich.

Eigentlich sollten die Passagiere schlafend nach Italien gelangen, aufgewacht sind sie aber unverhofft in Österreich.

(Foto: picture alliance/dpa/Belga)

Viel Bürokratie, noch mehr Geldsorgen: Trotzdem hat es mit dem Nachtzug von Brüssel nach Venedig geklappt - zumindest theoretisch. In der Praxis bleibt das Vorzeigeprojekt den Beweis noch schuldig. Die erste Fahrt endet nicht in Italien, sondern in Österreich. Verantwortlich sind wohl die Behörden.

Ein neuer Nachtzug von Brüssel nach Venedig hat den Zielbahnhof bei seiner Jungfernfahrt nicht erreicht: Wegen eines Fehlers bei der italienischen Bahn mussten die Passagiere im österreichischen Innsbruck aussteigen und den Zug wechseln, wie der Betreiber European Sleeper mitteilte. Die Verbindung soll mit einem Dutzend Halten in fünf verschiedenen Ländern eigentlich Vorzeigeprojekt für den europäischen Schienenverkehr sein.

Das belgisch-niederländische Startup European Sleeper klagt allerdings über mangelnde Finanzierung und bürokratische Hürden. Dem Unternehmen fehlt nach eigenen Angaben das Geld für neue Waggons. Die Verbindung zwischen Brüssel und Venedig wird im Februar und März deshalb insgesamt nur sechs Mal angeboten.

Bei den Investoren seien staatliche Konzerne wie die Deutsche Bahn beliebter, weil sie mehr Sicherheit böten, sagte der European-Sleeper-Mitgründer Elmer van Buuren. Er forderte, privaten Unternehmen langfristige Schienennutzungsrechte einzuräumen. "Jedes Jahr müssen wir die Kapazitäten beantragen, und jedes Jahr aufs Neue wissen wir nicht, ob wir sie bekommen."

"Die Fahrt ist großartig"

Der Fahrplan für die Verbindung Brüssel - Venedig steht ihm zufolge trotz "Hunderter E-Mails und Anrufe" an Behörden in fünf verschiedenen Ländern erst seit der vergangenen Woche. Warum die italienische Schienenaufsicht in letzter Minute ihre Genehmigung zurückzog, weiß van Buuren nach eigenen Angaben nicht. Die Behörde ließ eine Anfrage unbeantwortet.

Die EU plant unter anderem ein einheitliches Ticketsystem für Zugverbindungen in ganz Europa, stößt damit aber auf Widerstand bei den nationalen Bahnkonzernen. Viele Mitgliedstaaten sträuben sich zudem gegen Bemühungen für mehr Wettbewerb auf der Schiene. "Wir müssen mit dem Eisenbahn-Nationalismus aufhören", hatte der Direktor für Landverkehr in der EU-Kommission, Kristian Schmidt, am Mittwoch in Brüssel gesagt.

Fahrgäste müssen weiter auf Verbesserungen warten. "Die Änderung wurde nicht besonders gut kommuniziert", sagte der Nachtzug-Passagier Benoit Cambier nach dem spontanen Umstieg in Innsbruck. "Aber die Aussicht und die Fahrt sind großartig."

Quelle: ntv.de, ses/AFP

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