Wirtschaft

Sorge um Regionalbanken bleibt Nervosität bei US-Anlegern steigt vor Fed-Zinsentscheid

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Droht nach der First Republic noch eine Bank, in eine Vertrauenskrise zu geraten?

Droht nach der First Republic noch eine Bank, in eine Vertrauenskrise zu geraten?

(Foto: picture alliance / AA)

Ist die Talsohle in der Regionalbanken-Krise noch nicht erreicht? Nachdem JP Morgan das ins Straucheln geratene Geldinstitut First Republic übernommen hat, fürchten die Anleger an der Wall Street, dass noch einer US-Bank der Kollaps bevorsteht. Zudem sorgt die bevorstehende Fed-Zinsentscheidung für Nervosität.

Die US-Börsen haben am Dienstag nachgegeben. Einen Tag vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed herrschte Nervosität. Zudem fielen die Konjunkturdaten der weltweit größten Volkswirtschaft schwächer aus als erwartet, und einmal mehr kamen auch wieder Sorgen über die Lage der US-Regionalbanken auf.

Der Dow Jones Industrial gab letztlich um 1,08 Prozent auf 33.684,53 Punkte nach. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,16 Prozent auf 4119,58 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,89 Prozent auf 13.113,66 Punkte abwärts.

Die US-Wirtschaftsdaten an diesem Tag zeichneten nachträglich ein trübes Bild für den März: So legten die Auftragseingänge für die Industrie im letzten Monat des ersten Quartals geringer zu als erwartet. Ohne Transportgüter wie Flugzeuge sanken sie im Vergleich zum Februar sogar. Auch die Zahl der offenen Stellen ging stärker zurück als erwartet. Was die Fed-Sitzung zur Wochenmitte betrifft, so wird mehrheitlich von einer Anhebung des US-Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte ausgegangen. Daher wird den begleitenden Bemerkungen die höhere Aufmerksamkeit zukommen. Sie sind es, die letztlich die Macht haben könnten, den Börsen die Richtung zu weisen.

Unter den Regionalbanken traf es dieses Mal vor allem die Aktien von Pacwest. Sie sackten um knapp 28 Prozent ab, allerdings nicht unter das Tief von Mitte März, als die Regionalbankenkrise losbrach. Im März waren die Silicon Valley Bank (SVB) sowie weitere kleinere Banken kollabiert und hatten zeitweise für heftige Verwerfungen an den Aktienmärkten gesorgt.

Western Alliance Bancorp. büßten am Dienstag 15 Prozent ein und Comerica sowie Zions Bancorp. gaben jeweils mehr als zehn Prozent ab. Tags zuvor hatte der Vorstandschef von JPMorgan, James Dimon gesagt, die derzeitige Bankenkrise nähere sich nach seiner Übernahme der First Republic ihrem Ende. Zugleich hatte er aber eingeräumt, dass womöglich auch noch eine weiteres kleineres Kreditinstitut scheitern könnte. First Republic ist bereits die dritte US-Bank, die aufgrund der steigenden Zinsen und mangelnder Liquidität die Türen schließen musste. "Wenn First Republic in eine Vertrauenskrise geraten kann, kann das jeder Bank in diesem Land passieren", sagte Jake Dollarhide von Longbow Asset Management. Der Kollaps bedeute leider, dass auch andere in schweres Fahrwasser geratene Regionalbanken wahrscheinlich "weiter mit offenen Augen schlafen sollten." Nun fragen sich Anleger, welches das sein könnte und warfen entsprechend die Titel weiterer Regionalinstitute aus den Depots. Der Branchenindex fiel um 5,2 Prozent.

Chevron
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Im Sog fallender Ölpreise zählten auch Aktien aus dem Energiesektor zu den größten Verlierern. Im Dow waren die Aktien von Chevron Schlusslicht mit minus 4,3 Prozent. Sie gaben nicht nur ihre Gewinne nach den am Freitag vorgelegten starken Quartalszahlen wieder ab, sondern fielen auf den Stand von Ende März zurück. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils mehr als fünf Prozent.

Im S&P 100 büßten ExxonMobil, die am Freitag nach einem starken Quartalsbericht ebenfalls zugelegt hatten, vier Prozent ein. ConocoPhillips verloren 3,8 Prozent. Allesamt litten sie unter den weiter deutlich schwächelnden Ölpreisen, die Marktbeobachter unter anderem mit Sorgen über eine schwächere konjunkturelle Entwicklung in China begründeten.

Pfizer
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Die Papiere des Pharmariesen Pfizer, die nach besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen kurz nach dem Handelsstart noch über 40 US-Dollar gesprungen waren, gaben letztlich um 0,4 Prozent auf gut 39 Dollar nach.

Anteile des Fahrdienstvermittlers Uber legten um 11,6 Prozent zu. Der Taxi-Rivale steigerte zum Start in das Jahr 2023 seinen Umsatz kräftig und dämmte den Nettoverlust erheblich ein.

Erhebliche Verluste erlitten dagegen die Anteilscheine von Chegg, die knapp die Hälfte ihres Wertes verloren und auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren sackten. Der Spezialist für Bildungsmaterialien enttäuschte zur Zahlenvorlage mit seinem Ausblick. Er sieht durch den Sprachroboter ChatGPT sein Wachstum bedroht.

US-Dollar / Euro
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Für Icahn Enterprises ging es um 20 Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende März 2020. Der Leerverkäufer Hindenburg Research informierte über eine Short-Position in den Aktien des aktivistischen Finanzinvestors Carl Icahn, der sonst selbst für solche Aktionen bekannt ist. Mit Short-Positionen wird auf fallende Kurse von Aktien gewettet, die vorher daher nicht gekauft, sondern lediglich geliehen werden. Die Hoffnung ist, die Aktien dann später, nach den Kursverlusten, zu einem tieferen Kurs zurückkaufen zu können.

Der Euro kostete zum Börsenschluss an der Wall Street 1,1004 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag (MESZ) in Frankfurt auf 1,0965 (Freitag: 1,0981) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9119 (0,9106) Euro.

Am Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,97 Prozent auf 115,61 Punkte. Die Rendite fiel im Gegenzug auf 3,43 Prozent.

Quelle: ntv.de, joh/dpa/rts

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