Dinglreiter rückt an die SpitzeNeuer Gesamtmetall-Chef führt Betrieb ohne Tarifvertrag

Angesichts der wohl herausfordernden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie gibt der Chef des Gesamtverbands seinen Posten vorzeitig auf. Sein Nachfolger hat es im eigenen Betrieb bislang nicht so mit Tarifverträgen - und wertet dies durchaus als Chance.
Der Branchenverband der Metall- und Elektroindustrie hat einen neuen Präsidenten. Udo Dinglreiter rückt ab Januar an die Spitze von Gesamtmetall, wie der Verband nach der Wahl mitteilte. Dinglreiter ist Mitinhaber und Geschäftsführer des bayerischen Maschinen- und Anlagenbauers R. Scheuchl. Erstmals komme damit ein Gesamtmetallpräsident aus einem nicht tarifgebundenen Unternehmen, hieß es.
"Ich habe großen Respekt vor der Tarifautonomie und gemeinsam erzielten Ergebnissen", teilte Dinglreiter mit. "Der Flächentarif ist jedoch nicht für jedes Unternehmen das passende Regelwerk." Als Gesamtmetallpräsident vertrete er aber die Interessen von tarif- und nicht tarifgebundenen Unternehmen gleichermaßen. "Für die Debatte mit Gewerkschaften, Politik und Öffentlichkeit darum, wie man den Flächentarif wieder attraktiver macht, ist diese Perspektive sicher hilfreich." Die IG Metall werde "nichts unversucht lassen, auch Herrn Dinglreiter als Arbeitgeber von der Tarifbindung zu überzeugen", wie die Gewerkschaft in ihrem Glückwunschschreiben mitteilte.
IG Metall und die Metallarbeitgeberverbände verhandeln im nächsten Herbst den neuen Tarifvertrag für die deutsche Metall- und Elektroindustrie mit rund 3,9 Millionen Beschäftigten. Enthalten sind deutsche Kernbranchen wie Auto, Metallindustrie und Maschinenbau.
Dinglreiter folgt als Präsident auf Stefan Wolf, der Mitte Oktober seinen sofortigen Rücktritt von dem Amt verkündet hatte. Er wolle angesichts der kommenden Tarifverhandlungen kurzfristig den Weg für einen Nachfolger freimachen. Wolf war seit 2020 Präsident von Gesamtmetall und insgesamt rund 20 Jahre lang in Verantwortungspositionen in den Arbeitgeberverbänden tätig gewesen.