"Sehr schwierige Zeiten"Nordsee-Fischer dürfen deutlich weniger fangen

Die EU einigt sich mit Norwegen und Großbritannien auf Fangmengen in der Nordsee. Angesichts massiv bedrohter Bestände kommen auf die Fischer harte Zeiten zu. Die erlaubten Mengen bei Hering, Seelachs und Kabeljau sinken teils drastisch.
Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering, Kabeljau und Seelachs fangen. Die erlaubten Fangmengen sinken nach einer Vereinbarung der EU mit Norwegen und Großbritannien deutlich, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium mitteilte. Ressortchef Alois Rainer sprach von "sehr schwierigen Zeiten" für die Fischerei. "Es ist gut, dass wir unseren Fischern diese Planungssicherheit geben können." Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass die Arten durch Überfischung und die Folgen des Klimawandels bedroht werden.
Der Hering ist der wichtigste Nordsee-Fisch. Die erlaubte Fangmenge für deutsche Fischer fällt nach Ministeriumsangaben um 29 Prozent auf etwas mehr als 25.000 Tonnen. Die Fangmenge für Seelachs sinkt demnach um knapp ein Viertel, für den ohnehin bedrohten Kabeljau um fast die Hälfte auf nur noch 973 Tonnen. Zusätzlich soll es Schutzzonen geben, in denen während der Laiche nicht gefischt werden darf. Auch bei der Scholle sinkt die erlaubte Fangmenge leicht, die Quote für Schellfisch bleibt für deutsche Fischer stabil. Aale dürfen weiter nicht gefischt werden.
Die erlaubten Fangmengen werden jedes Jahr neu festgelegt und sollen sich an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren. Zu den größten Streitpunkten zählte in diesem Jahr die Fangmenge für Makrelen im Nordatlantik, wo der Bestand drastisch zurückgegangen ist.
Hintergrund der Beschränkungen ist, dass Überfischung, Klimawandel und andere Faktoren Tieren zusetzen. "Die Meeresökosysteme sind in einem schlechten Zustand", sagte Valeska Diemel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Kleine Küstenfischer könnten nicht mehr von ihrer Arbeit leben. "Wir sehen, wie frühere Fischerorte vereinsamen."
Die EU wirft vor allem dem nicht zur EU gehörenden Norwegen vor, die wissenschaftlichen Empfehlungen zu ignorieren und zu große Mengen zu fischen. Die erlaubte Fangmenge für Makrelen soll im kommenden Jahr deshalb um 70 Prozent sinken. Die Quote gilt wegen des Streits jedoch nur vorläufig und für die ersten sechs Monate 2026.