Wirtschaft

Summe viel höher als angenommen Oligarchen bunkern Milliarden in der Schweiz

Bis zu 200 Milliarden Franken von im Ausland lebenden Russen liegen auf Konten in der Schweiz.

Bis zu 200 Milliarden Franken von im Ausland lebenden Russen liegen auf Konten in der Schweiz.

(Foto: picture alliance/KEYSTONE)

Zu Beginn des Krieges in der Ukraine versucht der Schweizer Finanzminister die Bedeutung des russischen Geldes auf den Bankkonten im Land kleinzureden. Doch offenbar bunkern Kreml-treue Oligarchen Milliarden in der Schweiz. Die Opposition will verhindern, dass damit Putins Krieg finanziert wird.

Die überraschend hohen russischen Vermögen auf Schweizer Bankkonten geben Forderungen nach einem schärferen Kurs des Landes gegen Oligarchen neue Nahrung. So wollen die Sozialdemokraten über einen Vorstoß im Parlament eine Taskforce nach US-Vorbild schaffen, um die Mitfinanzierung des Krieges Russlands gegen die Ukraine zu verhindern, wie Co-Präsidentin Mattea Meyer der Nachrichtenagentur Reuters sagte. "Die Schweiz hat als Finanzdrehscheibe und Rohstoffhandelsplatz eine Mitverantwortung und muss alles dafür tun, (Russlands Präsidenten Wladimir) Putin und seiner Gefolgschaft den Geldhahn zuzudrehen."

Auf 150 bis 200 Milliarden Franken schätzt der Schweizer Bankenverband die Vermögen von im Ausland lebenden Russen in der Schweiz. Dies entspreche einem tiefen einstelligen Prozentwert aller bei Schweizer Banken deponierten grenzüberschreitenden Vermögen. Trotz der Aufweichung des Bankgeheimnisses ist die Schweiz immer noch der weltweit wichtigste Standort für ausländisches Geld.

Die überraschend bekannt gegebene Verbandsschätzung übertraf die Erwartungen von Experten, nachdem Finanzminister Ueli Maurer Ende Februar erklärt hatte, die Bedeutung Russlands für den Schweizer Finanzplatz sei "unter ferner liefen". "Es liegt offenbar enorm viel Geld von vermögenden Russen auf Schweizer Bankkonten", erklärte Meyer.

"Hort für Vermögen mit zweifelhafter Herkunft"

Vor allem auf Druck des Auslandes und linker Parteien seien die Schweizer Banken in den vergangenen Jahren zwar vermehrt von einer Schwarzgeld- zu einer Weißgeld-Strategie übergegangen. "Trotzdem ist das Land weiterhin ein Hort für ausländische Vermögen mit zweifelhafter Herkunft, wie verschiedene Leaks in der Vergangenheit aufgedeckt haben." Nicht alles Geld von Russen in der Schweiz gehöre Personen, die dem russischen Präsidenten nahestünden. Aber bei einem Teil handle es sich um Kreml-treue Oligarchen.

Die traditionell neutrale Schweiz hat die Sanktionen der EU gegen Russland zwar nachvollzogen. Doch dies reicht den Sozialdemokraten nicht. "Mit der Taskforce sollen Vermögenswerte von sanktionierten russischen Staatsangehörigen in der Schweiz ausfindig gemacht, blockiert und gegebenenfalls beschlagnahmt werden", so die Co-Chefin der zweitgrößten Partei des Landes.

Die Gründung einer solchen unter anderem aus Behördenvertretern bestehenden Taskforce ist Sache der Regierung. Ein Sprecher des Finanzministeriums wollte sich zu der Forderung nicht äußern. Anfang des Monats hatte das US-Justizministerium eine als "KleptoCapture" bekannte Sondergruppe gebildet, um Sanktionen und Exportverbote durchzusetzen und gegen Oligarchen vorzugehen.

Quelle: ntv.de, jhe/rts

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