Auf zur nächsten Blase? Peking pumpt Börse auf
10.11.2015, 13:22 Uhr
Hoffen auf Kursgewinne: Ein 73-jähriger Investor in Shanghai.
(Foto: REUTERS)
Chinas Börsen legen eine beeindruckende Rally hin. Die satten Kursgewinne haben aber womöglich einen Schönheitsfehler: Sie sind von der Regierung gewünscht.
Der chinesische Aktienmarkt blickt auf eine bemerkenswerte Gewinnserie zurück. Seit dem Zwischentief von Ende September hat er rund 20 Prozent zugelegt. Das erinnert an die traumhaften Gewinne der jüngsten Vergangenheit, von denen sich ein Großteil dann kurzfristig in Luft auslöste. Und so warnen Analysten denn auch: Es könnte bald vorbei sein mit der Herrlichkeit. Das liegt vor allem daran, dass Peking einen Fehler wiederholt, der zur Überhitzung des Marktes beigetragen hat.
Zur Erinnerung: Bis Mitte Juni wurde die Börse in Shanghai innerhalb eines Jahres mehr als 150 Prozent nach oben katapultiert. Doch dann kam plötzlich der Absturz, in nicht einmal drei Wochen ging es für den Leitindex knapp 50 Prozent in die Tiefe.
Für die lange Rally gab es viele Gründe, doch einer hat ganz wesentlich dazu beigetragen: Die Börsenbegeisterung vieler Chinesen, die den Aktienmarkt als eine vermeintlich risikofreie Gelddruckmaschine betrachteten – bis der Absturz kam.
Einige Analysten warnen davor, dass sich dieser Enthusiasmus nun wiederholt. Denn der Hauptgrund für die neuerliche Gewinnserie ist die Nachricht, dass Peking Börsengänge wieder erlaubt. Sie waren nach den Kursturbulenzen im Sommer verboten worden, um die Märkte zu beruhigen.
Die Credit Suisse geht davon aus, dass die angekündigten Börsengänge zunächst für weitere Kursgewinne sorgen, indem sie wieder Geld in Aktienmärkte fließen lassen. "Investoren glauben, dass ihnen die Börsengänge wie üblich risikofreie Gewinne garantieren", zitiert der "Business Insider" aus einer Einschätzung der Analysten.
Garantierte Gewinne
Risikofreie Gewinne? Die Erklärung von Credit Suisse: Der Ausgabepreis neuer Aktien wird von den Regulierungsbehörden niedrig gehalten, um die Interessen von Kleinanlegern zu schützen. So kommen die Aktien unterbewertet auf den Markt – und die Regulierer garantieren so regelrecht üppige Kursgewinne. Aus diesem Grunde habe sich ersten Halbjahr der Kurs von Neuemissionen im Schnitt innerhalb von nur 20 Tagen im Schnitt zweieinhalbfacht. Das ist ein Plus von 350 Prozent in nicht einmal drei Wochen.
Bis zum zeitweisen Verbot im Juni wurden bei Börsengängen in China seit Jahresbeginn 23,4 Milliarden Dollar erlöst, nachdem es im gesamten Vorjahr 13,2 Milliarden Dollar waren. Nun gehen 28 Unternehmen weitere Unternehmen bis Jahresende an die Börse und könnten für jede Menge Börsenbegeisterung sorgen - gefährliche Begeisterung.
Quelle: ntv.de