Stärkster je gemessener Anstieg Preise für Industrieprodukte explodieren
21.02.2022, 13:23 Uhr
Hohe Preise für Energie bringen manche Unternehmer in Existenznöte.
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Die steigenden Energiepreise treiben die Kosten für Industriegüter auf ein Rekordhoch: Ganze 25 Prozent legen sie im Vergleich zum Vorjahr zu. Die Teuerung kann sich auf die Verbraucherpreise niederschlagen. Einige deutsche Firmen denken wohl über einen Umzug ins Ausland nach.
Die hohen Energiepreise verteuern die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte weiterhin deutlich: Sie stiegen im vergangenen Monat im Vergleich zum Januar 2021 um 25 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das war demnach der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung 1949. Die Energiepreise waren im Schnitt 66,7 Prozent höher als im Januar vor einem Jahr, wie die Statistiker ausführten. Erdgas war dabei um 119 Prozent teurer.
Das verteuerte auch die Vorleistungsgüter wie Metalle, Holz oder Düngemittel. Die Preise lagen im Januar um 20 Prozent höher als vor einem Jahr. Metalle wie Roheisen oder Stahl waren laut Statistik rund 37 Prozent teurer, Düngemittel um 67 Prozent und Rohstoffe aus Papier und Pappe um 73 Prozent. Nadelschnittholz kostete 53 Prozent mehr als im Januar 2021, Wellpapier und Wellpappe 42 Prozent. Die Preise für Zeitungsdruckpapier stiegen um 67 Prozent.
Investitionsgüter wie Maschinen und Kfz-Teile kosteten rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistikamt weiter mitteilte. Eine so hohe Veränderungsrate gab es demnach zuletzt im Dezember 1982. Die Preise für Verbrauchsgüter wie Nahrungsmittel und Kaffee lagen im Januar um fast sieben Prozent über dem Vorjahresmonat - der Anstieg sei vor allem auf gestiegene Preise für pflanzliche Öle und Fette zurückzuführen, erläuterten die Statistiker. Gebrauchsgüter wie Möbel waren um rund sechs Prozent teurer.
Gemessen wird die Entwicklung der Preise von in Deutschland erzeugten und im Inland verkauften Produkten. Es handelt sich damit um Preisveränderungen "in einer frühen Phase des Wirtschaftsprozesses" - die auf die Verbraucherpreise durchschlagen können.
BDI-Präsident fordert "Tabula rasa" bei Umlagen
Die deutsche Industrie warnte unterdessen vor gravierenden Folgen der steigenden Strom- und Gaspreise für die Produktion. "Die Lage ist so ernst, dass selbst standorttreue mittelständische Unternehmen aus diversen Branchen über eine Verlagerung ins Ausland nachdenken müssen", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm.
Der BDI stützt sich auf eine aktuelle Umfrage, an der 418 mittelständische Unternehmen verschiedener Größen, Regionen und industrieller Branchen teilnahmen. Demnach sehen in den gestiegenen Energiepreisen 65 Prozent eine starke und 23 Prozent sogar eine existenzielle Herausforderung. 84 Prozent der Firmen sind der Ansicht, dass die Bundesregierung die weitere Erhöhung der CO2-Preise überdenken und mit flankierenden Maßnahmen zur Entlastung von Unternehmen ergänzen sollte.
Russwurm wies darauf hin, dass die Energiekostensteigerungen so hoch seien wie seit der Ölkrise der 70er-Jahre nicht mehr. "Rasches politisches Handeln ist gefordert." Die angekündigte vorgezogene Abschaffung der Ökostrom-Umlage sei richtig, reiche aber nicht aus. "Die Bundesregierung muss bei nationalen Abgaben und Umlagen endlich Tabula rasa machen, etwa bei der Stromsteuer und den Netzentgelten", forderte der Industrie-Präsident.
Quelle: ntv.de, lve/AFP/dpa