Wirtschaft

Inflationsgefahr wächst Preise im Großhandel steigen wie zur Ölkrise

Gewöhnlich werden Preisanstiege im Großhandel teilweise an die Verbraucher weitergereicht.

Gewöhnlich werden Preisanstiege im Großhandel teilweise an die Verbraucher weitergereicht.

(Foto: imago images/Panthermedia)

Einen derartigen Zuwachs gab es zuletzt während der zweiten Ölkrise Anfang der 1980er-Jahre: Die Großhandelspreise verzeichnen einen Anstieg von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Steigt in Deutschland die Inflation?

Die Verkaufspreise im Großhandel sind im Juni so stark gestiegen wie seit fast 40 Jahren nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, legten die Großhandelspreise um 10,7 Prozent gegenüber Juni 2020 zu. Eine noch höhere Vorjahresveränderung hatte es demnach zuletzt im Oktober 1981 in der Folge der zweiten Ölkrise gegeben - damals legten die Preise um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.

Die hohe Steigerungsrate liegt nach Angaben des Bundesamtes zum Teil am sogenannten Basiseffekt. Denn im Vorjahresmonat Juni 2020 war das Preisniveau wegen der Corona-Krise sehr niedrig - entsprechend hoch ist der Anstieg im Vergleich. Doch auch im Vergleich zum Vormonat Mai 2021 stiegen die Großhandelsverkaufspreise weiter an und legten im Juni um 1,5 Prozent zu.

Der Großhandel ist so etwas wie das Scharnier zwischen Herstellern und Verbrauchern. Drehen Lieferanten und Produzenten an der Preisschraube, sind auch die Großhändler versucht, höhere Kosten an die Kunden weiterzureichen. So lässt sich sehr früh ablesen, ob sich Deutschland eine Inflation importiert.

Den größten Einfluss auf die Veränderungsrate des Großhandelspreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat hatte laut Statistik der Preisanstieg im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen (plus 37,7 Prozent). Besonders kräftige Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr gab es auch im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen mit einem Plus von 77,6 Prozent sowie mit Erzen, Metallen und Metallhalbzeug (plus 54,2 Prozent).

Erheblich teurer wurden im Vorjahresvergleich auch Roh- und Schnittholz (plus 48,4 Prozent) sowie Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (plus 26,9 Prozent). Niedriger als im Juni 2020 waren laut Statistik die Preise im Großhandel mit Datenverarbeitungsgeräten und Software (minus 3,7 Prozent) sowie mit Fischen und Fischerzeugnissen (minus 1,2 Prozent).

Inflationsrate im Juni sinkt leicht

Bereits seit Anfang des Jahres steigt die Inflationsrate in Deutschland Monat für Monat an - im Juni ist sie jedoch erstmals wieder leicht gesunken. Die Teuerung betrug 2,3 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt Ende Juni nach vorläufigen Ergebnissen mitteilte. Im Mai hatte die Inflationsrate noch 2,5 Prozent betragen. Experten rechnen nach dem leichten Rückgang im Juni jedoch mit einem erneuten Anstieg der Inflation.

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Dass die leichte Entspannung andauert, ist nach Ansicht von Finanzexperten jedoch eher unwahrscheinlich. Es sei "überhaupt nicht sicher, dass diese kurzfristige Inflation genauso schnell verschwindet, wie sie gekommen ist", erklärte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.

Auch Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg sieht in der leicht gesunkenen Inflationsrate im Juni lediglich eine "kleine Atempause im Aufstieg zum Inflationsgipfel". Inflation werde bis mindestens zum Jahresende ein Thema bleiben, ab September rechne er mit einer Inflationsrate von über drei Prozent. Das Risiko einer lang anhaltenden Inflation wachse weiter, warnte Niklasch.

Quelle: ntv.de, mdi/AFP

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