"Stärkster Rückgang seit 1970" Privater Konsum bricht ein
15.03.2021, 13:16 Uhr
Wie soll man sein Geld auch ausgeben, wenn so vieles geschlossen ist? Das Gastgewerbe hat der Lockdown besonders getroffen: Die Konsumausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen fielen um 33,2 Prozent.
(Foto: picture alliance / Daniel Kubirski)
Zwar mehr Geld für Nahrungsmittel und Getränke, aber deutlich weniger für Reisen und Restaurants: 2020 haben die Menschen in Deutschland ihre Konsumausgaben stark eingeschränkt - so stark wie seit 1970 nicht. Die zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer hat nur einen eingeschränkten Effekt auf das Kaufverhalten.
Die Menschen in Deutschland haben ihren Konsum wegen der Corona-Krise 2020 insgesamt so stark eingeschränkt wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Die Ausgaben der privaten Haushalte sanken - um die Inflation bereinigt - um 5,0 Prozent zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Dies war der stärkste Rückgang seit 1970."
Die Entwicklung im Rezessionsjahr unterscheide sich aber von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, "als der private Konsum weniger beeinträchtigt war und dadurch eine stabilisierende Wirkung auf die deutsche Volkswirtschaft hatte", hieß es weiter.
Für Nahrungsmittel und Getränke gaben die Deutschen nominal 6,3 Prozent mehr aus. Grund dafür dürfte sein, dass mehr von zu Hause gearbeitet, auf Vorrat gekauft und durch den Lockdown im Gastgewerbe weniger auswärts gegessen wurde. Hotels und Restaurants bekamen dies hart zu spüren: Die Konsumausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen fielen 2020 um ein Drittel.
Zwölf Prozent weniger für Verkehr
Für Verkehr gab die Bevölkerung knapp zwölf Prozent weniger aus. Während die Ausgaben für Flug-, Bahn- und Busreisen im Jahresverlauf weiter zurückgingen (1. Halbjahr -28,6 Prozent; 2. Halbjahr -38,6 Prozent), stieg die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen - nach einem Rückgang im ersten Halbjahr 2020 um 20 Prozent - im zweiten Halbjahr um rund zehn Prozent.
Als Grund nannten die Statistiker die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent von Juli und bis Dezember 2020. Dies führte auch dazu, dass die Nachfrage nach langlebigen Gebrauchsgütern anderer Branchen deutlich anzog. So stiegen die Konsumausgaben für Einrichtungsgegenstände sowie Haushaltsgeräte im zweiten Halbjahr spürbar um fast sieben Prozent.
Branchenübergreifend gingen die Konsumausgaben für langlebige Güter im ersten Halbjahr um 8,5 Prozent zurück, im zweiten Halbjahr stiegen sie um 7,8 Prozent. "Auf die Käufe kurzlebiger Gebrauchsgüter - zum Beispiel Bekleidung und Schuhe - hatte die Mehrwertsteuersatzsenkung hingegen keinen durchschlagenden Effekt." Diese Käufe waren ab Jahresmitte ebenfalls weiter rückläufig, wenngleich auch nicht so stark wie von Januar bis Juni. Für Dienstleistungen gaben die Menschen in den beiden Halbjahren in ähnlichem Umfang weniger aus.
Quelle: ntv.de, abe/rts