Wirtschaft

IT-Experte verschwunden Razzia bei angeblichem Bitcoin-Gründer

Auch die Garage des vermeintlichen Bitcoin-Schöpfers wurde durchsucht.

Auch die Garage des vermeintlichen Bitcoin-Schöpfers wurde durchsucht.

(Foto: REUTERS)

Ein australischer IT-Experte gibt Rätsel auf: Ist er der mysteriöse Bitcoin-Schöpfer? Während US-Medien darüber spekulieren, durchsucht die Steuerfahndung sein Haus.

Australische Bundespolizisten haben eine Razzia in dem Haus des Mannes durchgeführt, der angeblich die Krypto-Währung Bitcoin erfunden haben soll. Craig Steven Wrights Haus in der Nähe von Sydney wurde von Beamten durchsucht – im Auftrag der Steuerfahndung. Worum es genau ging, teilte die Behörde nicht mit. Sie betonte aber: Mit den Berichten, Wright stecke hinter Bitcoin, habe die Razzia nichts zu tun.

Ermittler vor dem von Wright gemieteten Haus in einem Vorort von Sydney.

Ermittler vor dem von Wright gemieteten Haus in einem Vorort von Sydney.

(Foto: REUTERS)

Die US-amerikanischen Webseiten "Wired" und "Gizmodo" hatten in der Nacht berichtet, der 44-jährige IT-Experte habe möglicherweise Bitcoin entwickelt, eventuell gemeinsam mit einem mittlerweile verstorbenen US-Amerikaner, Dave Kleiman.

Beide Medien beriefen sich auf ihnen zugespielte Dokumente. Sie räumten zugleich ein, dass sie deren Echtheit nicht bestätigen können. Wright hat einen Doktortitel in Informatik. Eine seiner zahlreichen Firmen, DeMorgan, hat sich auf "alternative Währungen" spezialisiert. Mit einer anderen, Hotwire, versuchte Wright, eine Bitcoin-Bank zu gründen.

Im Jahre 2009 hatte ein Unbekannter – oder eine Gruppe von Unbekannten – unter dem Namen Satoshi Nakamoto Bitcoin erfunden. Im Gegensatz zu den offiziellen Währungen wie Euro und Dollar steht hinter den Bitcoins keine Zentralbank. Vielmehr wird das Cyber-Geld von Nutzern anonym selbst an leistungsstarken Rechnern produziert ("geschürft"), indem diese hochkomplexe mathematische Formeln lösen. Die Geldmenge ist begrenzt, irgendwann soll es maximal 21 Millionen Bitcoins geben, die für Zahlungen gestückelt werden können.

Im Prinzip sind Bitcoins damit Goldkörner, die mit einer Seriennummer versehen sind. Der Kurs ergibt sich aus Angebot und Nachfrage an unregulierten Tauschbörsen. Sie basieren aber - anders als Gold, das als Rohstoff ein Wert an sich ist - allein auf Vertrauen und unterscheiden sich in diesem Punkt prinzipiell nicht von dem bei vielen seiner Fans verpönten Papiergeld.

Unabhängig davon, ob Wright tatsächlich mit der Bitcoin-Erfindung zu tun hat: "Wired" zufolge besitzt der Australier bis zu 1,5 Prozent aller Bitcoins. Das entspricht derzeit rund 384 Millionen Euro. In Australien wird seit langem darüber debattiert, wie Bitcoins steuerlich behandelt werden. Das Finanzamt hatte vor einem Jahr entschieden, sie als Vermögenswert und nicht als Währung anzusehen.

Die Berichte über die Bitcoin-Urheberschaft Wrights basieren vor allem auf angeblichen Dokumenten der australischen Steuerbehörde. In einer Befragung soll er demnach gesagt haben, er "betreibe" Bitcoin seit 2009. Was "betreiben" konkret bedeutet, wurde allerdings nicht erklärt. Es könnte auch heißen, dass Wright seitdem Bitcoins schürft. Angeblich besitzt er einen der weltweit leistungsfähigsten Computer.

Seit dem Auftauchen der Cyber-Währung versuchen Journalisten und Bitcoin-Enthusiasten, den – oder die – Bitcoin-Schöpfer zu finden. Das Magazin "Newsweek" behauptete vergangenes Jahr, das Rätsel gelöst zu haben – und identifizierte einen Kalifornier namens Dorian Satoshi Nakamoto als Erfinder. Der wies den Bericht zurück und sagte, er habe noch nie etwas von Bitcoin gehört.

Dem "Guardian" zufolge bezweifeln Bekannte Wrights, der Australier stecke hinter der Bitcoin-Gründung. Einige von ihnen gingen davon aus, die US-Medien seien in die Irre geführt worden – möglicherweise von Wright selbst. Das hält auch "Wired" für denkbar: "Entweder hat Wright Bitcoin erfunden, oder er ist ein brillanter Schwindler, der uns unbedingt glauben machen will, dass er das getan hat."

Wright war laut "Guardian" zum Zeitpunkt der Razzia offensichtlich nicht in dem Haus, das einen verlassenen Eindruck machte. Der Vermieter sagte der Zeitung, Wright habe ihm mitgeteilt, er wolle in Kürze mit seiner Familie nach London ziehen. Auch ein Büro, das zwei auf Wright angemeldeten Firmen gehört, wurde durchsucht. Dort solle er seit der vorigen Woche nicht mehr gesehen worden sein.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen