Wirtschaft

Annäherung an AfDRossmann kündigt aus Protest Verbandsmitgliedschaft

26.11.2025, 12:42 Uhr
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Rossmann und Melitta folgen mit der Kündigung dem Beispiel von Unternehmer Harald Christ. (Foto: dpa)

Innerhalb der deutschen Wirtschaft deutet sich ein Bruch an: Als Konsequenz auf die Öffnung gegenüber der AfD gehen einige Betriebe auf Distanz zum Verband "Die Familienunternehmer". Der Drogeriemarkt Rossmann beendet sogar seine Mitgliedschaft.

Nachdem der Verband "Die Familienunternehmer" sich für Gespräche mit der AfD geöffnet hat, zieht ein erstes prominentes Mitglied Konsequenzen. Informationen der Lebensmittel Zeitung zufolge hat die Drogeriemarkt-Kette Rossmann seine Mitgliedschaft gekündigt. "Wir unterstützen die Haltung des Verbands 'Die Familienunternehmer' nicht und haben die Mitgliedschaft gekündigt", teilte Rossmann der Branchenzeitung mit. Die Interessensgemeinschaft hat rund 6500 Mitglieder. Eine Unternehmenssprecherin erklärte auf Anfrage von ntv.de mit, darüber hinaus wolle sich das Unternehmen nicht äußern.

Zuvor hatte bereits die Deutsche Bank laut "Handelsblatt" einen Vertrag für künftige Veranstaltungen des Verbandes in ihrer Berliner Repräsentanz gekündigt. Auch der Kaffeeröster Melitta geht jetzt auf Distanz und teilt in einem Statement, das ntv.de vorliegt, mit, man habe aus den Medien über die veränderte Position der Verbandsführung im Umgang mit der AfD erfahren.

"Wir sind darüber sehr überrascht und lehnen den Beschluss ab", heißt es in der Mitteilung. Grundsätzlich befürworte das Unternehmen den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft. "Jedoch suchen wir ihn nicht mit Parteien, die auch nur in Teilen als extremistisch eingestuft werden." Die Melitta-Gruppe sei politisch neutral. "Wir haben unsere Haltung dem Verband mitgeteilt und halten uns offen, unsere Mitgliedschaft im Verband zu überdenken."

Rossmann und Melitta folgen damit dem Beispiel von Unternehmer Harald Christ. "Seit längerem hörte ich von Verbandsmitgliedern, man solle sich der AfD stärker öffnen", sagte er dem Portal The Pioneer. "Das war für mich einer der Gründe, vor wenigen Wochen aus dem Verband 'Die Familienunternehmer' auszutreten."

Die Lobbygruppe "Stiftung Familienunternehmen" will indes ihre Position zu extremen Parteien laut dem "Handelsblatt" nicht ändern. Vertreter der AfD oder der Linken würden nicht zu Veranstaltungen eingeladen, "weil deren Wertebasis in weiten Teilen nicht zu der von Familienunternehmen passt", sagte Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer der Zeitung. Bahlsen hat vor rund zehn Jahren den Verband "Die Familienunternehmer" verlassen und ist seitdem aktiv in der "Stiftung Familienunternehmen". Auf Anfrage teilt das Unternehmen mit, es stehe klar für Vielfalt, Demokratie und ein respektvolles Miteinander. "Eine Annäherung an rechtsextreme Positionen unterstützen wir ausdrücklich nicht."

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) verweist hingegen im "Handelsblatt" auf die hohen Umfrage- und Wahlergebnisse der AfD. Laut Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus sprechen diese nicht dafür, dass die Strategie der Brandmauer erfolgreich funktioniert hat. Sein Verband werde zeitnah eine Position erarbeiten.

Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge zeigen sich zwei weitere Verbände zumindest offen für Gespräche mit der AfD. Der "Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks" gehe laut Hauptgeschäftsführer Friedemann Berg zwar nicht aktiv auf die AfD zu. "Wenn die AfD aber anfragt oder um ein Gespräch bittet, gebietet der Respekt vor dem Abgeordnetenamt, mit der AfD zu sprechen", zitiert die Zeitung Berg. Deutlicher positioniert sich der Präsident der "Familienbetriebe Land und Forst" Max von Elverfeldt. "Interessenverbände sind ihren Mitgliedern verpflichtet und entsprechend unparteiisch. Sie müssen daher mit allen demokratisch gewählten Parteien in Austausch treten können, auch wenn deren Positionen von den eigenen Interessen oder Überzeugungen abweichen. Nur so können sie ihre Aufgaben erfüllen und die Anliegen ihrer Mitglieder wirksam vertreten", sagt Elverfeldt der Zeitung.

AfD-Chefin Weidel forderte derweil weitere Wirtschaftsverbände auf, das Gespräch mit der AfD zu suchen. Das Vorgehen der Familienunternehmer sei "auf jeden Fall der erste Schritt in die richtige Richtung", sagte sie den Sendern RTL und ntv. "Das hätte deutlich früher passieren müssen, von der Industrie im Allgemeinen." Sie selbst suche den Kontakt zu Unternehmen schon seit Jahren auf "informeller Art und Weise".

Quelle: ntv.de, jki

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