Wirtschaft

Sanktionsfolgen gedämpft Rüstungsindustrie stützt russische Wirtschaft

Während die russische Industrie insgesamt schwächelt, nimmt die Produktion von Rüstungsgütern offensichtlich zu.

Während die russische Industrie insgesamt schwächelt, nimmt die Produktion von Rüstungsgütern offensichtlich zu.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schätzungsweise ein Sechstel mehr dürfte Russland in diesem Jahr für Rüstungsgüter ausgeben. Während die russische Industrie insgesamt ebenso schwächelt wie andere Wirtschaftszweige, legt die Rüstungsindustrie zu.

Russland steht womöglich vor einer schweren Rezession, und verschiedene Indikatoren deuten auf einen Abschwung in der russischen Industrie hin. Immerhin gedämpft wird dieser offensichtlich durch die Rüstungsindustrie.

Die Produktion fertiger Metallwaren legte im Juli um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr zu, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf amtliche Statistiken berichtet. Neben beispielsweise Besteck zählten dazu Waffen, Bomben, Munition. Auch Fahrzeuge und Ausrüstung gehörten demnach zu den stärksten Industriezweigen.

"Ohne den Krieg hätte das verarbeitende Gewerbe viel schlechter abgeschnitten", wird Tatiana Orlova vom Beratungsunternehmen Oxford Economics zitiert. "Die Zahlen der Industrieproduktion schienen in den letzten Monaten fast zu schön, um wahr zu sein."

Bis zu 77 Milliarden Dollar für Rüstungsgüter

Anfang Juli hatte der Kreml die Weichen gestellt, die russische Wirtschaft per Gesetz auf den Krieg auszurichten. Die Regierung könnte Unternehmen verpflichten, das Militär mit dringend benötigten Gütern zu beliefern; Mitarbeiter könnten zu Überstunden und Urlaubsverzicht gezwungen werden. Vize-Ministerpräsident Juri Borissow sagte: "Um die Versorgung mit Waffen und Munition zu gewährleisten, muss die Arbeit des militärisch-industriellen Sektors und der Firmen, die Teil der Kooperationsketten sind, optimiert werden."

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Berichte aus Russland deuten laut Bloomberg zum Beispiel darauf hin, dass eine Panzerfabrik, in der die Sanktionen den Betrieb gestoppt hatten, wieder produziert. Beschäftigte arbeiteten dort nun zwölf Stunden am Tag und könnten samstags freiwillig eine Acht-Stunden-Schicht übernehmen. Umgerechnet bis zu elf Milliarden Dollar mehr werde Russland einem hochrangigen Beamten zufolge in diesem Jahr für Verteidigungsgüter ausgeben. Im vergangenen Jahr lagen die Ausgaben demnach insgesamt bei schätzungsweise fast 66 Milliarden Dollar.

Der Aufschwung in der Rüstungsindustrie dürfte allerdings trotzdem nicht von allzu langer Dauer sein - entziehen doch unter anderem die Sanktionen Komponenten und Technologie. Zahlreiche Bauteile russischer Militärsysteme stammen aus dem Westen, wie etwa das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Untersuchung des britischen Thinktanks Royal United Services Institute (RUSI) berichtete. Die Experten schrieben demnach: "Die militärische Macht Russlands wird von einer Lebensader aus Silizium erhalten, die von den USA über das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Frankreich bis hin zu Taiwan, Südkorea und Japan reicht."

Quelle: ntv.de, chl

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