Wirtschaft

Putin versprach Aufstockung Russland liefert vorerst nur etwas mehr Gas

Kritiker werfen Gazprom vor, das Gasangebot absichtlich zu verknappen.

Kritiker werfen Gazprom vor, das Gasangebot absichtlich zu verknappen.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Kritiker werfen Russland vor, sein Gasangebot in Europa künstlich zu verknappen, um die Nutzung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 zu forcieren. Staatschef Putin verspricht vor zwei Wochen zusätzliche Lieferungen. Sie fallen jedoch kleiner aus als erwartet.

Europäer hoffen seit dem Wochenbeginn auf zusätzliche Gaslieferungen aus Russland. Präsident Wladimir Putin versprach vor etwa zwei Wochen, dass der Staatskonzern Gazprom ab dem 8. November seine Lieferungen an den Westen aufstocke. Zwei der drei wichtigen Gas-Pipelines nach Deutschland verzeichneten heute tatsächlich etwas höhere Liefermengen, berichtet der "Spiegel", nachdem er Daten abgeglichen hatte. Gazprom bestätigte, dass es mit der angekündigten Auffüllung europäischer Gasspeicher begonnen hat.

In Mallnow, einem Ort in Brandenburg nahe der polnischen Grenze, sind in der Yamal-Pipeline insgesamt sechs Millionen Kubikmeter Erdgas aus Sibirien eingetroffen. Das geht laut "Spiegel" aus Daten des Netzbetreibers Gascade hervor. In den vergangenen Tagen seien dort hingegen keinerlei Lieferungen verzeichnet worden. Auch Gasflüsse der Pipeline Transgas in Waidhaus, einem Ort am Grenzübergang von Bayern nach Tschechien, seien um etwa zehn Millionen Kubikmeter gestiegen.

Allerdings verbraucht die deutsche Bevölkerung an einem einzigen Novembertag im Durchschnitt 300 Millionen Kubikmeter Erdgas. Experten kritisieren deshalb, dass die zusätzliche Lieferung zu klein ausfällt. "Statt zuletzt 256 Millionen pro Tag liefert Gazprom heute rund 272 Millionen Kubikmeter durch die drei größten Pipelines nach Deutschland. Das ist ein Schritt - aber ein kleiner", sagte Tom Marzec-Manser, Chef-Gasstratege des Londoner Analysehauses ISIC, dem Magazin. Zudem sei unklar, ob Gazprom in den kommenden Tagen die gleiche Menge liefert, sie steigert oder wieder absenkt. "Wir müssten jetzt mindestens eine Woche konstanter Flüsse auf diesem oder einem höheren Level sehen", so Marzec-Manser. Frühestens dann werde wieder Vertrauen an den europäischen Großhandelsmärkten einkehren.

Bereits Anfang Oktober gingen die russischen Lieferungen für Yamal und Transgas drastisch zurück. Gleichzeitig steigen die Energiepreise in Europa konstant. Kritiker werfen dem Kreml und seinem Staatskonzern vor, das Gasangebot absichtlich zu verknappen, um eine Inbetriebnahme der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 zu erzwingen. Russland wirft vielmehr der EU vor, es nach dem letzten kalten Winter versäumt zu haben, ihre Gasspeicher rechtzeitig wieder aufzufüllen. Moskau wies solche Anschuldigungen zurück. Russland wirft vielmehr der EU vor, es nach dem letzten kalten Winter versäumt zu haben, ihre Gasspeicher rechtzeitig wieder aufzufüllen. Gazprom erfüllt zwar seine vertraglichen Verpflichtungen den europäischen Staaten gegenüber, liefert aber nur das Mindestmaß. Die Speicher von Yamal und Transgas seien im Vergleichszeitraum der vergangenen Jahre mit wesentlich mehr Gas gefüllt gewesen, so der "Spiegel".

Quelle: ntv.de, lve/AFP

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