Trotz Krieg und Sanktionen Schaeffler-Mitarbeiter kooperierten mit russischem GAZ-Konzern
07.04.2023, 14:16 Uhr Artikel anhören
Schaeffler beschäftigt weltweit Zehntausende Mitarbeiter.
(Foto: Daniel Karmann/dpa)
Der Krieg gegen die Ukraine ist für Mitarbeiter des Autozulieferers Schaeffler offenbar kein Hindernis. In Nishni Nowgorod treffen sie eine hochkarätige Delegation des sanktionierten russischen Fahrzeugherstellers GAZ zu einem Workshop. Dabei geht es unter anderem um Zeitpläne und Investitionen.
Der Autozulieferer Schaeffler arbeitete in Russland nach Informationen des "Spiegel" mit dem sanktionierten Fahrzeughersteller GAZ Group zusammen. Anfang März lud die russische Gruppe demnach mehrere Schaeffler-Mitarbeiter in ihre Zentrale nach Nishni Nowgorod ein. Während des ganztägigen Workshops mit einer hochkarätigen GAZ-Delegation wurde über die weitere Zusammenarbeit diskutiert. Es wurden Zeitpläne erstellt, Aufgaben verteilt, die Produktion von Kupplungsscheiben und Getriebegabeln besprochen und über Investitionen in zusätzliche Fertigungskapazitäten nachgedacht.
Auf eine Anfrage des "Spiegel" erklärte ein Schaeffler-Sprecher, das Treffen sei dem Unternehmen "bis dato" nicht bekannt gewesen. Man habe es aber zum Anlass genommen, um eine "klare Anweisung" zu erneuern: Demnach seien "Gespräche über zukünftige Geschäfte mit sanktionierten Unternehmen nicht von der Schaeffler AG autorisiert".
Die Schaeffler Gruppe halte sich an "alle anwendbaren nationalen und internationalen Sanktionen". Gleichwohl habe die "Durchsetzung unternehmerischer Weisungen Grenzen". Denn die Mitarbeiter der russischen Tochter seien "zunehmend persönlichen Nachteilen ausgesetzt, wenn sie sich den Wünschen der russischen Seite widersetzen".
Konzern will Russland-Geschäft verkaufen
Im Dezember hatte der deutsche Zuliefererkonzern aus Herzogenaurach entschieden, sein Russland-Geschäft an die russische Firma PromAvtoKonsalt zu verkaufen. Diese kann übernehmen, sobald letzte noch ausstehende russische Genehmigungen vorliegen. Hinter der PromAvtoKonsalt steht der Schaeffler-Aufsichtsrat und österreichische Unternehmer Siegfried Wolf.
Wolf wiederum, der auch Mitglied des Aufsichtsrats des VW-Großaktionärs Porsche SE ist, bot dem "Spiegel" zufolge dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Januar in einem Brief Hilfe beim Wiederaufbau der russischen Autoindustrie an. In dem Schreiben schlug Wolf demnach vor, "die legendäre russische Wolga-Marke" wiederzubeleben. Für das Comeback wollte der Österreicher die Fabrikanlagen und das Know-how des VW-Konzerns nutzen, der nach Beginn des Krieges die Produktion im eigenen Werk in Kaluga stillgelegt hat und aus einer Fertigungspartnerschaft mit dem russischen Autobauer GAZ in Nischni Nowgorod ausgestiegen ist.
Quelle: ntv.de, ghö