Bankenturbulenzen dauern an Scholz: "Es gibt keinen Anlass, sich Gedanken zu machen"
24.03.2023, 16:04 UhrDie Unruhe am Bankenmarkt erfasst nun auch den deutschen Branchenprimus. Bundeskanzler Scholz versucht zu beschwichtigen. Die Deutsche Bank sei neu organisiert und eine sehr profitable Bank. Frankreichs Staatschef Macron sieht die Schuld für die Talfahrt an den Börsen bei Spekulanten.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sein Vertrauen in das europäische Bankensystem und die Deutsche Bank ausgedrückt. "Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen", sagte er zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel unter Anspielung auf den zeitweise eingebrochenen Börsenkurs des Instituts. "Die Deutsche Bank hat ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert und neu organisiert und ist eine sehr profitable Bank." Frankreichs Präsident Emmanuel Macron machte "Spekulanten" für die jüngste Talfahrt von Bankenwerten an den Börsen verantwortlich. Das europäische Bankensystem sei stabil und robust, sagte der SPD-Politiker weiter.
Zuvor war der Aktienkurs der Deutschen Bank unter Druck gekommen. Am vergangenen Wochenende wurde nach Turbulenzen an den Märkten die Schweizer Bank Credit Suisse vom Konkurrenten UBS übernommen. Die Schweizer Nationalbank stellte zudem 100 Milliarden Franken an Liquiditätshilfe für beide Banken bereit.
Scholz und Macron bekräftigten damit die Einschätzung der Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. "Der Bankensektor im Euroraum ist widerstandsfähig, er verfügt über eine solide Kapital- und Liquiditätsdeckung", sagte sie den Staats- und Regierungschefs in Brüssel laut einem EU-Vertreter.
"Das Bankensystem ist stabil in Europa"
Scholz lobte die europäischen Reformen seit der Finanzkrise 2008/2009. Es habe sich gelohnt, dass in den letzten Jahren "sehr strikte Regeln" erlassen wurden. "Das Bankensystem ist stabil in Europa." Die Europäische Union und die Eurozone verfügten über Aufsichtsstrukturen, die strenge Regeln durchgesetzt hätten. "Das hat sich jetzt auch bewährt. Das versetzt uns alle in die Lage zu sagen, dass die europäische Bankenaufsicht und das Finanzsystem robust und stabil dastehen und dass wir eine widerstandfähige Kapitalausstattung der europäischen Banken haben - dank der Arbeit der letzten Jahre", sagte Scholz.
Auf die Frage, ob angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten noch weitere Zinssteigerungen durch die EZB gerechtfertigt seien, sagte Scholz, er müsse das Vorgehen der EZB-Präsidentin Lagarde und anderer loben. Man habe in Europa schon viele Jahre sehr richtige Entscheidungen getroffen im Hinblick auf die Bankenstabilität. Die Entscheidungen seien strikter und klarer als in vielen anderen Teilen der Welt gewesen.
Es sei eine gemeinsame Aufgabe, die Inflation zu bekämpfen. "Da sind Fortschritte erzielt worden. Wir wollen natürlich, dass die Preissteigerungen zurückgehen. Das ist etwas, was in den unabhängigen Entscheidungswelten der Europäischen Zentralbank, aber auch den Politiken, die wir machen, eine Rolle spielen muss", erklärte Scholz.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/AFP