Bund will helfen Siemens Energy will Staatsgarantien - und erntet Kritik
27.10.2023, 14:50 Uhr Artikel anhören
Siemens Gamesa ist einer der größten Windkraftanlagenbauer weltweit, schreibt aber schon lange rote Zahlen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Konzern Siemens will für seine strauchelnde Tochter Siemens Energy Garantien von der Bundesregierung haben. Die sieht das Unternehmen als wichtig für die Transformation in Deutschland an und will verhandeln. Das missfällt IFO-Chef Fuest sehr. Aus seiner Sicht ist jemand anderes in der Verantwortung.
Die Bundesregierung hat Gespräche mit dem kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy bestätigt. Die Regierung sei mit dem Unternehmen "in intensiven Gesprächen", sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin. Zu Details wollte sie sich nicht äußern.
Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner fügte hinzu, die Bundesregierung sei sich bewusst, dass es sich bei Siemens Energy "um ein für die Transformation relevantes Unternehmen für den Wirtschaftsstandort Deutschland handelt".
IFO-Präsident Clemens Fuest kritisiert die möglichen Staatshilfen für Siemens Energy. "Es gibt keine überzeugende Rechtfertigung für den Staat, Siemens Energy finanziell oder mit Bürgschaften zu unterstützen", sagte der Top-Ökonom der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Unterstützung bedeutet einen Transfer von Steuergeldern an die Gläubiger und Aktionäre von Siemens Energy, die eigentlich haften müssten. Es ist die Aufgabe der Gläubiger und Aktionäre, die Firma zu sanieren und auf Ansprüche zu verzichten."
Danach könnte die Produktion von Windrädern weiterlaufen, ergänzte der Chef des Münchner Forschungsinstituts. "Im Übrigen können Windräder auch aus anderen Ländern importiert werden, falls Siemens Energy die Produktion einstellen würde. Autarkie auf diesem Gebiet ist unnötig und für die Energiewende nicht erforderlich."
Zweistelliger Milliardenbetrag im Gespräch
Siemens Energy hatte am Donnerstag mitgeteilt, mit der Bundesregierung über Garantien für Großprojekte zu verhandeln. Hintergrund sind hohe Kosten wegen Qualitätsproblemen bei der Windanlagentochter Siemens Gamesa. Medienberichten zufolge geht es um bis zu 15 Milliarden Euro.
Siemens Gamesa gehört zu den größten Windkraftanlagenanbietern weltweit, verzeichnet aber schon lange hohe Verluste. Siemens Energy übernahm die Tochter nach mehreren Jahren als Mehrheitseigentümer 2022 ganz, um besser durchgreifen zu können.
Zu den spezifischen Problemen, mit denen Gamesa zu kämpfen hat, kommt ein schwieriges Marktumfeld für die europäische Windkraftbranche im Allgemeinen hinzu: Trotz der wachsenden Nachfrage nach sauberer Energie leidet der Sektor unter höheren Materialpreisen, anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten - und nicht zuletzt starkem Preisdruck durch die Konkurrenz aus China.
Quelle: ntv.de, als/rts/AFP