Schwere Vorwürfe gegen Benko Signa-Investoren sehen sich "hinters Licht geführt"
24.03.2024, 12:37 Uhr Artikel anhören
Signa verfügte über ein undurchsichtiges Firmengeflecht.
(Foto: IMAGO/photonews.at)
Die Insolvenz der Signa Gruppe lässt prominente Investoren um ihr Geld bangen. Der Vermögensverwalter des Milliardärs Klaus-Michael Kühne etwa wirft dem Firmengründer René Benko ein "letztlich betrügerisches" Vorgehen vor. Andere Geldgeber üben auch Selbstkritik.
Karl Gernandt, Vermögensverwalter von Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne, sieht Investoren der Signa-Gruppe durch deren Gründer René Benko "hinters Licht geführt". Benko habe dafür sein Firmenkonstrukt mit mehr als 1000 Unterfirmen genutzt. Er habe "in all den Luxemburger Zwischenholdings" Schulden versteckt, sagte Gernandt, Chef der Kühne Holding, dem "Spiegel".
Dort habe es "verschleiert weitere Verpflichtungen anderen Geldgebern gegenüber" gegeben, ohne Wissen der Investoren seien Unterfirmen beliehen worden, "sodass wir faktisch gar keinen Zugriff auf die Immobilien mehr hatten. Nur wussten wir das nicht." Für ihn sei dies "letztlich betrügerisch", sagte Gernandt.
Für Kühne stehen rund 500 Millionen Euro bei Signa auf dem Spiel. Er hält zehn Prozent an Signa Prime, der wichtigsten Immobiliensparte von Benkos Firmengruppe. Zu Benkos Geldgebern zählt auch der französische Autodynast Robert Peugeot, der über seine Familienholding rund 300 Millionen Euro investiert hat. Für Fressnapf-Gründer Torsten Toeller stehen etwa 150 Millionen Euro auf dem Spiel. Auch Unternehmensberater Roland Berger, der österreichische Unternehmer Hans Peter Haselsteiner und Lindt-&-Sprüngli-Chef Ernst Tanner müssen um ihr investiertes Geld bangen.
Enttäuschung und Selbstkritik
Die milliardenschweren Investoren zeigten sich von Benko enttäuscht. "Gesundes Wachstum" habe es bei Benkos Signa wohl schon lange nicht mehr gegeben, sagte einer seiner wichtigen Geldgeber. Stattdessen sei die wachsende Kluft zwischen Kosten und Einnahmen mit regelmäßigen Kapitalerhöhungen und Gebäudeverkäufen kaschiert worden.
Viele der vermögenden Unternehmer üben auch Selbstkritik. Wie schwer die Schulden drückten, hätten sie "zu lange nicht gemerkt", sagte einer, der sein Engagement heute bereut. Ein anderer ist "unendlich enttäuscht von mir selbst". Er gestand, sein Anlageberater habe früh zum Ausstieg gedrängt, er aber habe ihn nie erhört. Er sieht sein Benko-Investment als "eine meiner größten Niederlagen".
Seit vergangenem Herbst haben diverse Gesellschaften der von Benko gegründeten Signa-Gruppe Insolvenz angemeldet. Die Staatsanwaltschaft in Wien prüft einen Anfangsverdacht wegen Betrugs, in München wird wegen möglicher Geldwäsche ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Quelle: ntv.de, mdi