Wirtschaft

Harte Zeiten für Superreiche So stutzt Premier Xi Chinas Milliardäre zurecht

Chinas Milliardäre wie Alibaba-Chef Jack Ma bekommen die harte Hand von Premier Xi zu spüren.

Chinas Milliardäre wie Alibaba-Chef Jack Ma bekommen die harte Hand von Premier Xi zu spüren.

(Foto: REUTERS)

Chinas Club der Milliardäre hat dieses Jahr viel Schwund zu beklagen. Nicht nur die schwächelnde Weltkonjunktur hinterlässt Spuren in den Bilanzen. Alibaba-Gründer Ma und anderen Superreichen des Landes kommt vor allem die Politik ihres eisernen Staatschefs teuer zu stehen.

Die acht der zehn reichsten Chinesen haben seit Anfang des Jahres zusammen genommen knapp 85 Milliarden US-Dollar an Vermögen eingebüßt. Wie aus dem Bloomberg Billionaires Index hervorgeht, konnten lediglich zwei Mitglieder in den Top 10 der Milliardäre ihren Reichtum mehren: Zhang Yiming, der Gründer von ByteDance - der Social-Media-Gruppe hinter TikTok -, und Collin Huang, Gründer des chinesischen E-Commerce-Riesen Pinduoduo.

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(Foto: Bloomber billionaires list)

Zhong Shanshan, der Vorsitzende des Mineralwasserunternehmens Nongfu Spring führt zwar mit umgerechnet gut 64 Milliarden US-Dollar die chinesische Reichenliste weiterhin an, sein Vermögen ist im Vergleich zum Jahresanfang aber um 16 Milliarden Dollar geschrumpft. Übertreffen kann das nur der Chef des Internetgiganten Tencent, Ma Huateng, der international auch unter dem Namen Pony Ma bekannt ist. Sein Nettovermögen schrumpfte dieses Jahr um satte 20 Milliarden Dollar. Und auch Alibaba-Chef Jack Ma war nicht vor zweistelligen Verlusten gefeit. Der drittreichste Mann Chinas büßte knapp 10 Milliarden Dollar ein.

Zufrieden mit diesen Bilanzen dürfte keiner von ihnen sein. Als chinesische Unternehmer kämpfen sie derzeit nicht nur gegen die globalen Rezessionsrisiken, die weltweit für Gegenwind sorgen. Anders als ihre westlichen Kollegen müssen sie sich auch mit den schwierigen Rahmenbedingungen für Unternehmer in China auseinandersetzen - die auch für die weitere Zukunft nichts Gutes verheißen.

Schwächstes Wachstum seit 50 Jahren

Vor allem Pekings anhaltende rigorose Null-Covid-Politik - die mit harten Lockdowns einhergeht - hinterlässt tiefe Spuren in der chinesischen Wirtschaft. Sie bringt das Wachstum zum Stocken und lässt die Verbrauchernachfrage einbrechen. Ökonomen trauen der Volksrepublik deshalb dieses Jahr nur noch ein Wachstum von 3,2 Prozent zu. Peking würde das offiziell ausgegebene Ziel von rund 5,5 Prozent damit nicht nur deutlich verfehlen. Es wäre für die Volksrepublik auch eines der schwächsten Wachstumsjahre seit fast einem halben Jahrhundert.

Die strikte Null-Covid-Politik liege "wie Blei" auf der Wirtschaft, formulierte es Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in China, kürzlich. Guanghzou beispielsweise, die chinesische Millionenmetropole, die auch als "Fabrik der Welt" bezeichnet wird, kämpft derzeit mit dem schlimmsten Virus-Ausbruch, den sie bislang gesehen hat. Die Stadt ist größtenteils abgeriegelt. Wie dramatisch die Null-Covid-Maßnahmen in China sind, zeigten jüngst auch die Zustände in einer Foxconn-Fabrik, aus der eingeschlossene Arbeiter in sozialen Medien um Hilfe riefen und anschließend flohen. Der wichtige Apple-Lieferant produziert 70 Prozent aller iPhones weltweit. Apple erwartet, dass nun weniger iPhone 14-Modelle als erwartet ausgeliefert werden.

"Gemeinsamer Wohlstand" als oberstes Ziel

Obwohl die Zahl der Corona-Fälle in China im weltweiten Vergleich immer noch gering sind, die Unternehmen leiden und die Bremsspuren nicht mehr zu übersehen sind, will Premier Xi Jinping an seinem rigorosen Kurs festhalten. Er geht davon aus, dass das Land trotzdem auf Wachstumskurs bleiben wird.

Doch in Wirklichkeit dürfte die wirtschaftliche Erholung Chinas auf wackeligen Beinen stehen. Dass in der neuen Führungsmannschaft der KP beispielsweise keine Marktreformer mehr vertreten sind, quittierten Anleger, unmittelbar nachdem Xi für eine dritte Amtszeit als Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas bestätigt wurde, mit schweren Kursabschlägen. Das Börsenbeben allein kostete die Reichsten der Reichen des Landes binnen eines Tages zweistellige Milliardensummen, berichtete Bloomberg.

Besorgniserregend findet Peking das offensichtlich nicht. Xi macht keinen Hehl daraus, dass er für seine politische Agenda bereit ist, einen hohen Preis zu zahlen. Wohlstandseinbußen in bestimmten Bereichen sind erwünscht. Eines der wichtigsten Ziele des Landes in den nächsten 15 Jahren sei der "gemeinsame Wohlstand", verkündete er auf dem Parteitag. Wenig überraschend sind der Führung in Peking vor allem die Sektoren mit der größten Vermögenskonzentration, Immobilien und Technologie, ein Dorn im Auge. Im Tech-Sektor habe sich das Vermögen durch eine Flut von neuen Vorschriften bereits "nahezu halbiert", zitiert die "Financial Times" Andrew Kemp Collier, Geschäftsführer von Orient Capital Research.

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Die Führung in Peking bleibt dennoch ihrem Kurs treu. Sie setzt alles daran, ihren Machtanspruch weiter durchzusetzen. Konzentrierten sich die Maßnahmen anfangs auf die Staatskonzerne oder die Armee, ist es heute der Finanz- und Tech-Sektor. Dazu gehört durchaus auch, dass deren Milliardäre mal von der Bildfläche verschwinden.

Wo Alibaba-Chef Jack Ma drei Monate lang war, als es öffentlich kein Lebenszeichnen gab, ist bis heute nicht bekannt. Bekannt ist allerdings, dass Chinas größte Unternehmen, darunter Alibaba und Tencent, ihre Strategien auf Druck von oben änderten oder Gelder für Programme zur sozialen Verantwortung im Einklang mit der Politik versprachen. Dass Chinas starkter Mann Xi die Führung auf dem Parteitag auf Linie gebracht hat, dürfte die Gewinne der Milliardäre in Zukunft wohl eher noch schmälern.

Quelle: ntv.de, mit rts und AFP

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